Montag, 10. Januar 2011

Verhallend

An meinen kleinen Bruder M. (geboren 1984, gestorben 2007)

Ich höre ein melancholisches Lied, da kommst plötzlich Du mir in den Sinn. Bilder und Szenen aus unserer Kindheit tauchen auf. Ich frage mich: Habe ich das alles tatsächlich erlebt? Es erscheint mir so unendlich weit entfernt, unwirklich. Eine Fata Morgana die unerreichbar ist, es könnte auch ein intensiver Film gewesen sein, in dem ich mich verloren habe. Und doch weiss ich deutlichst, es war genau so, denn ich erinnere mich an Dich. Wie Du aussahst, wie Du sprachst, worüber Du gelacht hast und wie Deine Stimme dabei klang.

Ich weiss noch, was Dich bewegt hat, weiss es zu genau. Ich weiss, was Du gern gegessen hast und welche Serien Du Dir gerne angeschaut hast. ich erinnere mich an viele gute Gespräche, ein Tiefgang wie der Deine findet sich nun selten in meinem Alltag. An Dein interessiertes Nachfragen erinnere ich mich, wenn ich Dir etwas erzählt habe was ich erlebt habe, Du wolltest es stets genau wissen. Manchmal nervte mich das.

Ich erinnere mich an soviele Deiner Eigenheiten und Eigenarten, an gemeinsame Erlebnisse und Geschichten. Ich vermisse Dich. Doch die Erinnerungen fühlen sich immer seltsamer an, als wären sie nichts mehr wert. Eine ungültig gewordene Währung. Sie lösen sich nicht ganz auf, die Erinnerungen, sie fühlen sich nur immer weiter entfernter an, sie gleichen einem langsam verhallenden Lied. Worte und eine Melodie die langsam vergehen. Als würden mich das alles nichts mehr abgehen. Es fühlt sich vergangen an.

Darum lasse ich Dich jetzt gehen. War schön mit Dir.

Was bleibt, ist das Leben. Das meine. Und das geht mich was an!
Machs gut …

1 Kommentar:

  1. Danke für diese Worte.
    Ein Stückweit fühlt es sich so bei meinen Verlusten an. So weit weg. Doch immer da.
    Mein Leben geht weiter.
    LG Oona

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