Dienstag, 5. April 2011

Rückzug

Luisa Francia schrieb gestern genau über das, worüber ich mir auch schon länger Gedanken mache; über den Rückzug ins Private. Dass sie genau für diesen (sehr bewusst gelebten) Rückzug angegriffen wird, passt zu dem, was ich allgemein beobachte: Hektik, Wut und Ratlosigkeit. Man muss doch jetzt sofort etwas "tun", das scheint die allgemeine Devise zu sein.

Geht es jetzt nicht eher um Besinnung anstelle von Aktionismus? Schon länger lese ich keine Zeitungen mehr, weil ich mich dadurch überfordert und gelähmt fühle. Politisch finde ich mich auch nicht zurecht.
Was soll ich denn glauben?

Verantwortung zu übernehmen heisst doch erst einmal, für sich selber verantwortlich zu sein! Was ist daran anrüchig? Ist das nicht gerade das Zentrale; sich selber und die eigenen Bedürfnisse zu kennen?
Was ist so falsch daran, nach innen zu gehen, sich zu besinnen, ganz eigene Entscheidungen zu treffen, ohne sich in einen Mainstream der Betroffenheit hineindrängen zu lassen?

Ich stellte mir vor Kurzem die Frage: Wo ist mein Platz und meine Aufgabe, wie finde ich diese? Die erste Antwort darauf lautet: Schau erstmal, dass es dir selber gut geht! 

Bei sich selber anzukommen, sich zu besinnen und die Kräfte zu bündeln. Ich glaube, dass das besonders wichtig ist, wenn im eigenen Leben das Wort "Katastrophe" vorkommt. Ich meine damit Erfahrungen und Erlebnisse, bei denen man mehr als nur über seine Grenzen gehen musste und die einen schockiert, verheert und beschädigt haben, leidvolle Tatsachen, die mit viel Schmerz verbunden sind. Egal welcher Art sie sind. Ich glaube, jeder Mensch muss selber erkennen, was es dazu braucht, damit er es überlebt und für sich ein lebenswertes Leben findet. Den Schmerz eines anderen Menschen kann man nur erahnen aber nie ermessen. Es gibt keine Grenzwerte und Richtlinien für Gefühle. 
Ich sehe eine Verbindung zwischen den globalen und den persönlichen Katastrophen. Das Gefühl von Ohnmacht, Trauer und Schmerz ist das gleiche.

Für mich haben die Besinnung auf das Eigene und der Rückzug dadurch einen Sinn. Das heisst nicht, dass ich allein und isoliert bin, denn mir gefällts nicht mehr, mich auf ewig in diesem Zimmer im Elfenbeinturm einzunisten. Ich finde auf diesem Weg aber nach wie vor meinen persönlichen Zugang zur Welt. In dem ich mich zurückziehe, mich zentriere und meine Kräfte bündle, rücke ich in meinem Inneren alles an seinen Platz. Dann tue ich wirklich etwas, das der Welt nützt … und alles Weitere folgt daraus …

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