Samstag, 5. Januar 2013

Mit den inneren Dämonen ringen

Alleine zu sein, heist auch, mit meinen Gedanken alleine zu sein. Je nach dem wie die Gedanken gerade sind, geht es mir dann. Habe ich gerade eine Zeit in der mich Probleme mit der Aussenwelt belasten, dreht sich Gedankenspirale immer weiter nach unten. Ich brauche dann jemanden, der mich stoppt, ohne mich und meine Gedanken dabei zu bewerten. Leben um mich herum, Zuspruch, Wärme.

Ständige Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle quälen mich. Diese können durch ganz verschiedene Anlässe ausgelöst werden. Ich nenne sie meine inneren Dämonen. Ich weiss inzwischen, dass ich nicht meine Gedanken bin. Trotzdem ist es quälend. In einem quälenden inneren Dialog muss ich mich immer wieder für mein Tun und Lassen rechtfertigen. Dazu kommen dann die eben Schuldgefühle, wenn die innere Kritik stärker war als meine Gegenargumente. Manchmal lasse ich diese Stimme nun einfach gegen Wände reden und kümmere mich stattdessen um anderes. Ich bin nicht diese Stimme. Sie ist war in mir, doch ich lasse sie einfach reden. Es funktioniert. Einfach darum, weil ich die Stimme nicht mehr wichtuger werden lasse als mich selbst. Um das zu schaffen brauchte ich jahrelange Psychotherapie.

Abends ists schlimmer. Sobald es dunkel ist, kommen sie aus ihren Ritzen gekrochen und ängstigen mich mit ihren Schreckensszenarien. Ich bin nichts wert. Ich bringe nichts hin. Ich bin schuld. Ich mache es falsch. Es geht nicht, es ist zu schwer, ich bin niemand. 

Auch wenn ich vorher ruhig war und müde: Im Dunkeln wird alles Problematische viel schlimmer. Das Adrenalin steigt. Die Nerven sind angespannt, mein Körper verspannt sich. Es geht weiter runter. Ich gehe darum nicht gerne schlafen. Einschlafen fällt dann schwer. Ich merke, wie mir der Mut sinkt.

Bin ich allein, fühle ich mich unfähig und schnell gelähmt. Auch körperlich. Es ist wie eine Starre die mich befällt. Nur nicht bewegen! Nicht atmen. Nur still sitzen. Vorallem wenn ich müde von der Arbeit bin. Ich bin dann unfähig, etwas zu unternehmen. Ausser Haus gehen gelingt mir nicht, überreizt mich. Es bleibt, mich Abzulenken mit Internet, Fernsehen oder Lesen. Wenn ich lese, dann fresse ich die Bücher regelrecht.

Alleine schaffe ich es oft nicht, etwas Richtiges zu essen. Ich esse zwar. Warte aber oft viel zu lange damit und esse dann oft Sachen, die mich schnell befriedigen, wie Süsses oder Fettes. Manchmal warte ich mit dem Essen auch, bis ich in Gemeinschaft bin. Wobei ich dann natürlich dringend was brauche und entsprechend gereizt bin, unterzuckert und überfordert.

Im Unterschied zu früher "geschieht" mir all das nicht mehr einfach. Ich merke oft deutlich, was passiert, erlebe es mit Bewusstsein, sehe besser, wie die Dramen entstehen, kann eingreifen und mich auffangen. Ich kann mich auch besser davon distanzieren. Ich kann auch zulassen, schwach zu sein und Hilfe zu brauchen. Auch wenn ich es immer noch hasse, hilflos zu werden. Zumindest kann ich besser damit umgehen. Kann spüren, dass ich nicht meine Emotionen bin. Dass da viel Altes ist, Sediment, Fremdes, Lebensfeindliches … Ich sortiere aus, erlebe meine Phasen aktiv, statt sie nur zu durchleiden und bin allgemein offener geworden. Auch für Lösungen.

Ich werde immer mehr zur Herrin in meinem Haus, meinem Ich.

Momentan kann ich meine Gedanken und Stimmungen besser in Schach halten. Sie sind zwar da, doch ich bin stärker. Ich will das Ganze nicht mehr so dramatisieren. Auch wenn es 1:1 so ist, wie ich es beschreibe. So empfind ich es. Doch ich spüre auch, dass, wenn ich dem Ganzen mehr Gewicht gebe, die Eigendynamik der Emotionen immer stärker wird. Das Gute mehr betonen ohne das Schwierige auszuklammern, das Mühsame weniger betonen, das Gute mehr locken und stärken. Die Lebensfreude wecken, Visionen und Energie in mein Leben stecken …



So zögerlich mir diese Entwicklung auch vorkommt, so froh bin ich trotzdem darüber. Dranbleiben, Geduld, Verständnis und Wärme für mich selbst haben … Das heisst Vorwärtskommen. Sind die Schritte auch noch so klein und der Weg noch so weit, ich bin unterwegs und spüre den Weg unter meinen Füssen und erlebe immer mehr von mir selbst … Da sein! Dasein …

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