Freitag, 8. Februar 2013

In Memoriam


In Momenten …
Immer wieder die Momente der Trauer und des Bedauerns. Mein kleiner Bruder. Warum nur hat es für ihn nicht gereicht? Das pralle Leben und das Tragische liegen nahe bei einander. Mir schnürt sich der Hals zu …
Er mochte den Film "Absolute Giganten", mich stimmte dieser Film sehr traurig. Gleiches gilt für: Herr Lehmann. Kult waren für uns beide Filme wie "Kein Pardon" oder "Schultze gets the Blues".
Als Kind sang und summte er sich selber in den Schlaf, noch lange nach dem gemeinsamen Gutenachtlied mit Papa und nach dem Lichterlöschen hörte man sein Summen …
Ebenfalls als Kind redete er gerne und viel, in Papas Urlaubsvideos machte er gerne den Clown und den Reporter vor Ort: "Hier sehen wir ... ". Beim Eishockey-Game am Computer machte er gleich selbst den Sportreporter. Das war lustig, konnte aber auch wirklich nerven! Das gleiche galt für seine Endlos-Loops beim Sampeln von Musik, argh …
Später wurde er schweigsam:Ausbilung und Berufsleben haben einen gebrochenen Menschen aus ihm gemacht. So sehe ich es heute. Erwachsenwerden nicht sein Ding, es war eine zu grosse Hürde für ihn. Er war ein Kreativer und Sensibler, der keinen Platz und Rolle fand für sich in dieser Welt. Du bist auch aus Trotz gegangen, oder? 
- - - 
Ich habe einen wunderbaren Menschenbruder verloren und einen Seelenverwandten, das wird mir immer wieder bewusst.  Das schmerzt. Da ist eine Lücke die füllt niemand aus. Wirklich nicht. Und die muss auch ungefüllt bleiben: Du hast gelebt! Und das soll in Erinnerung bleiben …
Und dennoch gehts einfach immer weiter und weiter und weiter …
Was heisst schon verloren; ich glaube nicht mehr, dass irgendwer und irgendetwas verloren gehen kann. Doch "am Leben sein" meint eben einfach eine Präsenz aus Fleisch und Blut. Und die hast du nicht mehr. Die Unsterblichkeit der Seele wirkt als diffuses Konzept und in dieser Welt aus Fakten … Scheinbaren Fakten …
Liebe ist. Unbewiesen. Immer da.
Ich liebe dich …

8 Kommentare:

  1. Ich zünde still eine Kerze an für Deinen Bruder... so wie ich das auch immer für meinen Partner mache, der auch diesen Weg wählte...

    Grenztänzerin

    AntwortenLöschen
  2. liebe grenztänzerin
    vielen dank für deinen kommentar und danke für die kerze. die liebevolle erinnerung ist das, was uns bleibt.
    anne

    AntwortenLöschen
  3. Ich musste weinen. Es nimmt mich unbekannterweise sehr mit.
    Ich spüre das Leid. Die Liebe.

    LG Tini

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. liebe tini, danke für dein mitgefühl. als ich den text schrieb, musste ich selber weinen. es tat gut, diese gefühle einmal wieder zuzulassen, meist sind sie im verborgenen ...

      Löschen
  4. Hallo Anne,

    meine Güte, da kommen einem die Tränen, wenn man Deine Zeilen liest.

    So eine Liebe.

    Gott sei Dank gibt es diese Grenze nicht, die Menschen als daseiend wähnen zwischen dem Dieseits und Jenseits. So ist Dein Bruder immer da, auch wenn Du ihn physisch so vermisst.
    In meiner Vorstellung erfüllen wir auch dort, wo Dein Bruder ist, Aufgaben und legen Wege zurück, oft nicht so gebremst wie hier ... ich glaube, das tut Deinem Bruder gut ...

    Keiner weiß, was bleibt, heißt es in dem Lied von Sichtbeton.
    Auf einer Wand ist dann zu lesen: Wir bleiben alle.
    Ja, das glaube ich auch.
    Deine Worte zeigen:
    Vor allem die Liebe bleibt!

    Johannes

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Johannes

      Danke für deinen Kommentar und deine lieben Worte! Ich hab mir das Video nochmal angeschaut – und tatsächlich: Wir bleiben alle … Danke für diesen Hinweis, das ist wirklich sinnig – und mir noch gar nicht aufgefallen!

      Welche Wege und Aufgaben wir auch immer haben; ich glaube wir verstehen wirklich nur bruchstückhaft*. Doch, ich sehe das ähnlich wir du. Wir legen unsere Wege nicht nur irdisch zurück. In diesem Sinne gibt es keine verlorenen Seelen. Auch wenn man sich manchmal durchaus verloren fühlen mag.

      *Und wie heisst es so schön in 1. Korinther 13, Vers 11 ff: Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind; als ich aber eine Frau wurde, tat ich ab, was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. (Die Bibel)

      Lieber Gruss

      Anne

      Löschen
  5. Ach Anne, das ist und klingt sooo traurig. Fehlen mir etwas die Worte. *Drück* Ich bin mir sicher, dass die, die sich wiedersehen wollen sich auch irgendwann wiedertreffen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Susi
      Es ist wirklich traurig und ab und zu holt es mich ein. Man lernt, damit zu lebe. Ich glaube, dass Liebe niemals verloren geht …

      Löschen