Donnerstag, 11. September 2014

Heilung (2) _ Religion, Spiritualität, Anderen helfen _

Besserung auf Knopfdruck
Gibt es nicht ... Ich hab mir immer gewünscht, dass alles von jetzt auf gleich besser wird. Dass mich jemand von meinem Leiden am Leben heilt! Jetzt gleich. Sofort. Mir mein Karma abnimmt (dafür hab ich sogar Geld bezahlt). Der Druck war gross. Ich habe vieles ausprobiert, auch viele Kurse und Seminare besucht. Manche Schritte brachten mich weiter, andere stellten sich als Umweg oder gar als Sackgasse heraus. Ich suchte nach Lehrerinnen und Vorbildern - nur um diese innerlich dann wieder vom Sockel zu stossen, wenn sie sich als fehlerhafte Menschen wie du und ich herausstellten .. Erst nach und nach verstand ich, dass ich mir selber Projektionen geschaffen hatte, die meinen Erwartungen gar nicht standhalten konnten. Ich war in mir selber und in meinen Vorstellungen vom Leben (wie es sein sollte) gefangen. Für mich hat sich eine Besserung erst aus ganz vielen kleinen Schritten ergeben. Die ich selber gegangen bin! Erst als ich aufhörte, mein Leben an TherapeutInnen und ÄrztInnen zu delegieren, ich Menschen fand, die mir Hilfe zur Selbsthilfe boten, kam ich voran. 

Ideologien und Religion
Gerne hätte ich einen christlichen Glauben gehabt, der so stark ist wie derjenige meiner Vorfahren. Obwohl ich mich ernsthaft bemühte, wurde aus mir keine Christin. Ich zweifle zu sehr. Ich glaube nicht an Christus als Erlöser der Welt. Ich wollte mich aber unbedingt als Teil einer Glaubensgemeinschaft fühlen - und habe keine gefunden, die mir Heimat böte. Auch die Lichtarbeit und andere spirituellen Praktiken erschienen mir zu starr und ideologisch, zu fremd, heidnische Jahreskreisfeste sind auch nicht mein Ding, Magie entspricht mir nicht.  Ich fühle mich heute wohl auf meinen eigenen Wegen, ich möchte nichts nachbeten. Meine Rituale und Besinnungen entstehen aus dem Moment. Und bei LehrerInnen von Kursen und Seminaren interessiert mich auch, wie geerdet sie sind. Spiritualität die sich im grauen Alltag behaupten kann, braucht vor allem Erdung. Abgehobene Heilslehren nur für Eingeweihte, Meistergrade, das interessiert mich alles nicht mehr. Es muss sich für mich stimmig anfühlen und mich berühren, nur das zählt!

Anderen helfen? Ne, erst mir selbst ..
Eine Zeitlang war das mein Plan: selbstständige Therapeutin zu werden. Zwischendurch taucht dieser Wunsch wieder auf. Dabei mag ich nur ausgewählte Menschen in meiner Nähe haben, Menschen werden mir schnell lästig ... ich spüre alles sehr nahe und verliere mich dann. Ich wählte dann doch eine gestalterische Berufsausbildung, damit ich keine jener Therapeutinnen werde, die vor allem sich selber was Gutes tun, in dem sie anderen helfen. Wie soll ich anderen helfen können, wenn ich mit mir selber nicht zurecht komme?

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> Hier findest du Teil 1



6 Kommentare:

  1. ein schöner text und ein weg, der zuversichtlich stimmen kann.
    härzlechi grüess

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    1. Schön dass du ihn als zuversichtlich empfindest, erst als ich ihn nochmals gelesen habe, ist mir das aufgefallen.

      Lieber Gruss
      Anne

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  2. Liebe Planetin,
    dein Text klingt so geerdet und klar. Du musst eine ganze Menge Kraft haben. Zu deinen Überlegungen über den Therapeutenberuf würde ich noch sagen: ein Therapeut, der selbst so dunkle Landschaften durchquert hat, hätte mein größtes Vertrauen. Auch ein Therapeut ist nie perfekt. Er sollte nur wenigstens einen Schritt weiter sein, als ich. Nun ja.
    Ich wünsche dir Sonne und einen schönen Sonntag

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    1. Danke für deine Worte. Ja, Erdung ist mir wichtig geworden, ohne sie zu sein, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Die Klarheit kam und kommt durch fortlaufende Klärung, womit ich viel Zeit verbringe. Das können mitunter sehr schmerzhafte Prozesse sein. Wenn ich diesen Prozess bewusst durchstehe, manchmal auch durchleide, fühle ich mich danach meist als neuer Mensch. Ich glaube schon, dass ich etwas (davon) weitergeben kann, doch der Zeitpunkt muss erst noch heranreifen; so fühlt es sich an.

      Lieber Gruss
      Anne

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  3. Dabei mag ich nur ausgewählte Menschen in meiner Nähe haben, Menschen werden mir schnell lästig ... ich spüre alles sehr nahe und verliere mich dann.

    Liebe Anne, Deinem Blog bin ich heut durch Zufall zum ersten Mal begegnet und insbesondere dieses Zitat hat mich sehr sehr angesprochen. Diese Worte von Dir passen so sehr zu mir, und dabei dachte ich mal, es läge nur an mir, am Alter, am Erlebten.. Und mir wurde schwummrig, wenn ich daran dachte, wohin sich das noch entwickeln soll..

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    1. Liebe Helma, danke für deinen Besuch auf meinem Blog!

      Ich glaube das "zu nahe gehen" von anderen Menschen, das hängt schon mehr von den Erfahrungen ab, die wir in unserem Leben gemacht haben, als vom Alter.

      Lieber Gruss
      Anne

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