Freitag, 30. Oktober 2015

Gut Ding will Weile haben *seufz*

Gute Entscheidungen brauchen Zeit und Geduld. Das eine habe ich, das andere fehlt mir manchmal.

Zur Zeit überlege ich™ mir, was ich eigentlich will, wohin ich will, was ich beruflich anstrebe. 

In der Vergangenheit habe ich in einem riesengrossen Stress gelebt. Wie gross dieser war, realisiere ich erst jetzt im Rückblick. Ich hatte vor allem und vor jedem Angst und stand unter innerem Druck. Ich bin daran, zu realisieren, dass diese Hetzerei nun vorbei ist und ich die Gestaltung meines Leben wirklich selber in die Hand nehmen darf. Das ist bis jetzt nicht in allen Winkeln meines Selbst angekommen. Dies zu überwinden ist kein einfacher Spaziergang, eher ein ständiger Kraftakt. 

Es gibt verschiedene Richtungen, die mich anziehen, aber nichts was mich zur Zeit wirklich "reisst". Da ist eher Ratlosigkeit. Ich möchte einmal so lange warten, bis ich wirklich spüre, was es denn sein soll -- auch wenn es noch viel Geduld mit mir selbst braucht. "Schnell entschieden" ist manchmal eben auch "schnell bereut". Ich habe in der Vergangenheit oft nur reagiert statt zu handeln. Viele abgebrochene Brücken liegen hinter mir. Vor Schwierigkeiten eingach davon zu laufen, funktioniert nicht mehr. 

Ich sehe bei der Erleicherung meines Leben noch genügend Potential, aber das Grundsätzliche ist erreicht. Ich habe einen lebenswerten Alltag. Und für weitreichende Entscheidungen, für das Umsetzen von Wünschen, da brauche ich dieses Fundament. Das ist mir ebenfalls klar geworden. Auf kippeligem Grund kann man nicht gerade und sicher laufen. 

Es muss nicht immer alles von jetzt auf gleich entschieden sein. Es muss auch nicht immer der ganz grosse Wurf werden. Die kleinen Schritte sind mir wichtiger geworden als früher. Wenn das Fundament gelegt ist, wird auch der Weg sicherer. Denn ich habe die Kraft und die Lust dazu, mir Gutes zu tun und mich nicht mehr mit Schreckensvisionen zu quälen. Die Entscheidungen in meinem Leben liegen wirklich bei mir und ich da auch tatsächlich die Wahl. Es ist mein Leben, um das es geht. 

Meine eigene Einstellung zu mir und zu meinen Leben zählt. Ich selbst zähle. Da ist eine neue Sicherheit, da ist eine lebenswerte Gegenwart - und mit dieser baue ich mir meine Zukunft ...

Geduld, Geduld ..


Samstag, 3. Oktober 2015

Arbeitsintegration -- eigener Druck -- Handicaps -- Arbeit an mir selbst

Freitag, 7. August
An einem Tag wie heute wäre ich früher daheim geblieben. Jetzt bin ich da, bin bei der Arbeit, und versuche das Beste daraus zu machen. Es sind auch meine hohen Ansprüche an mich selbst, die den Druck auslösen. Wenn ich im Kopf keine Klarheit habe, fühle ich mich unsicher. Es hat mit dem alten Gefühl des Ausgeliefertseins zu tun, und mit dem Bedürfnis, mich schützen zu wollen. Aber manches klärt sich eben erst mit der Zeit. Es hilft mir, wenn ich eins nach dem anderen mache, mehr können andere auch nicht tun :)

Diesen Text liess ich unveröffentlicht, bin aber heute wieder darauf gestossen und finde ihn wichtig. Dass ich mir selber den meisten Druck mache, wurde mir erst mit der Zeit klar. Zum Glück ist mir das bewusst geworden. Ich bin heute so stabil und routiniert, dass ich auch die weniger guten Tage bei der Arbeit meistern kann.

Dieses Jahr hatte ich noch keinen einzigen Fehltag aus psychischen Gründen. Die letzten Jahre waren es immer mehrere Tage, an denen ich ausfiel. Einmal konnte ich aus Angstgründen kaum das Bett verlassen.

Dieses Jahr war ich zweimal krank, einmal erkältet und einmal grippig. Da ich bei der Grippe auch Fieber hatte, blieb ich einige Tage daheim. Das dauerte aber insgesamt einige Wochen, bis ich mich wieder richtig erholt hatte. Die Erkältung war zwar heftig, aber ich bin trotzdem zur Arbeit, da dort gerade Not an der Frau war. Nicht dass ich das propagiere, krank Arbeiten zu gehen, aber ich kann nun verstehen, dass man sein Arbeitsumfeld nicht hängen lassen will.

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Ein Handicap im Arbeitsleben war lange noch mein Selbstmitleid und mein Opfergefühl. Aus dem geschützten Arbeitsumfeld war ich mir gewöhnt, ein "Star" zu sein und immer wieder Lob für meinen Einsatz zu erhalten. Dieses "Gestreichel" fiel dann im normalen Arbeitsumfeld weg. Daran hatte ich zu knabbern .. Den Selbstwert beziehe ich seither viel mehr aus mir selbst. Das musste ich erst lernen.

Für mich war diese vorherige Phase im geschützten Umfeld, die immerhin 5 Jahre gedauert hat, wichtig gewesen, denn ich bekam wieder Vertrauen in meine Fähigkeiten. Durch Coachings wurde ich nach und nach mutiger. Aber dieses geschützte Umfeld hat seine eigenen Mechanismen und Tücken. Eine behütete Pflanze aus dem Treibhaus muss auch einmal ins Freiland .. so drückte es eine meiner fachlichen Begleitpersonen aus. Wie recht sie mit diesem Symbol hatte, das fällt mir erst im Nachhinein auf!

Ich habe Mittel und Wege gefunden, wie ich mich heute auch in schwierigen Zeiten entlasten kann. Das habe ich intus. Dabei hat mir auch die langjährige Psychotherapie geholfen (abgeschlossen 2013). Unter anderem bin ich auch so weit, dass ich es meinem Umfeld bei der Arbeit sage, wenn es mir nicht gut geht. Da ich ansonsten zuverlässig und genau arbeite, kommt auch mein Chef damit klar. Ich habe schon bei der Bewerbung und beim Vorstellungsgespräch keinen Hehl aus meiner lückenhaften Arbeitsbiografie und psychischen Schwierigkeiten der Vergangenheit gemacht -- und stets mit offenen Karten gespielt.

Meine guten Leistungen in der Berufsschule und einige gewonnene Gestaltungs-Wettbewerbe halfen dabei sicher mit. Ich bin froh, dass die Schule mir leicht fiel und ich damit einen Leistungsausweis hatte, denn für mich konnte ich mir kein anderes Vorgehen vorstellen als bei einem Vorstellungsgespräch ehrlich zu sein. Und da gehört eben meine gewundene Biografie dazu.

Erstaunlich dass es auf diese Art und Weise geklappt hat. Da kam mir auch viel Wohlwollen von seitens meines Arbeitgebers entgegen. Das muss auch gesagt werden! Eine solche Chance auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten, ist nicht selbstverständlich.

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Trotzdem war der Einstieg für mich eine harte Zeit. Meine Befindlichkeit wurde unwichtig und die Arbeit rückte in den Vordergrund. Kunden wollten zufrieden gestellt werden, Arbeiten speditiv und doch genau erledigt werden -- und das forderte mich heraus. Es sind nun 3 1/2 Jahre an diesem Arbeitsplatz, eine Zeit in der ich viel an mir und meinen Ängsten, auch meinen Eitelkeiten, meiner Egozentrik, gearbeitet habe. Es gab und gibt Krisen -- aber ich habe heute das Rüstzeug dazu, diese zu meistern. An schwachen Tagen schaue ich heute noch, wie ich mir selber helfen kann -- zB genaue Prioritäten setzen und auch mal fünfe grade sein lassen. Mich macht es Stolz, dass ich meinen Lebensunterhalt selber verdienen kann.

Es ist nicht immer nur das (Arbeits-)Umfeld, das den Einstieg schwierig macht. Man steht sich oft auch selbst im Weg. Psychische Krankheit kann wirklich egozentrisch machen .. die Gedanken kreisen stets um einen selbst oder um die eigene Wirkung nach aussen. Bis zum Exzess: Nachdenken hat einen grossen Teil meiner Kraft und Zeit in Anspruch genommen. Das Grübeln musste ich mir wirklich abgewöhnen! Die Gedanken immer wieder ins Konstruktive lenken -- oder sie einfach laufen lassen ohne ein Drama daraus zu spinnen.

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Die Rente, die ich zusätzlich bekomme, macht nur 10% von meinem gesamten Verdienst aus. Ich verdienen einen Lohn, der unter dem schweizerischen Mindestlohn liegt, da ich nur Teilzeit arbeite. Ein 100% Pensum lassen meine Kräfte (noch) nicht zu. Mit meiner Erwerbsminderungsrente, damit decke ich nicht mal die monatliche Krankenkassenprämie. Trotzdem fühle ich mich reich. Ich habe einen langen Weg hinter mir und ich fühle mich in der Gesellschaft angekommen. Nach und nach entfalte ich mich und ich freue mich darauf, noch mehr bei mir und meinen Fähigkeiten anzukommen. Denn ich spüre, da geht noch was ...


Freitag, 2. Oktober 2015

Leichter Leben

Mein Fokus ist immer viel zu schnell bei den schweren, schwierigen und belastenden Dingen. Mir wird neu bewusst, wie wichtig es für mich ist, innerlich aufrecht zu bleiben und mich dem Schönen zu zuwenden.

Nicht alles was mich betroffen macht, ist wirklich "meins". Es darf mir gut gehen. Und das ist ok. Die Schwermut ist sowieso immer nur einen Schritt weit weg. Ich muss es mir da nicht noch schwerer machen! Die Last der irdischen Daseins kann erdrückend sein. Der Herbst trägt das seine dazu bei. Ich finde das Leben auf diesem Planeten manchmal schwierig.

ABER: Ich muss nicht beim kleinsten Regen gleich auf den Grund der Ozeane sinken. Wenn mir auch nicht oft nach Jubeln zumute ist, so will ich trotzdem weiter leben und ich lebe gerne! Mich zu freuen ist so schwer manchmal. Darum habe ich bewusst begonnen, mich dem Schönen zu zuwenden, das eben auch da ist. So kann ich sogar anderen etwas weitergeben. Wenn ich fertig bin mit der Welt, kann ich das nicht. Ich will mich, trotz meinem Hang zur Schwermut, leicht fühlen.

Wenn ich bereit bin, auch beim Schönen genau hinzuschauen. Wenn ich mich der Schwermut und der Leichtigkeit gleichermassen widme, stehe ich aufrecht. Wenn ich das Auf und Ab des täglichen Lebens annehme, lebe ich leichter. Wenn ich mich sträube und aufbegehre -- geht es schneller und tiefer runter. Klingt fatalistisch, aber ich empfinde es als richtig für mich, eine gewisse Ergebenheit dem Leben gegenüber zu haben. Das macht es leichter für mich, mein Leben als lebenswert zu empfinden.