Donnerstag, 4. August 2016

Traurigkeit



Ich weiss nicht genau, welchen Moment sie genutzt hat, um einzutreten, nun ist sie da. Die Trauer.

Ich lebe nicht das Leben, das ich gerne leben möchte. Was mich gerade schmerzt. Es fühlt sich stumpf und abgenutzt an. Und ich weiss, dass ich das JETZT ändern muss, beginnen muss, das zu ändern. Weil es sonst weiter runter geht.

Ich will mein Leben nicht ewig auf "später" verschieben (wenn ich noch "stabiler" bin etc. haha) und immer vernünftig sein (ja nur nicht übertreiben), stets mit allem und jedem Mass halten, nur weil ich ein paar seelische Handicaps habe. Ich verzichte bereits auf genügend Dinge/Events/Aktivitäten, weil ich weiss, dass diese mir schaden oder die Zeit bei mir noch nicht reif ist dafür.

Die seelischen Handicaps/Altlasten schränken mich zwar ein, doch ich will mich trotzdem nicht aufhalten lassen. Ich möchte mich endlich wieder mal richtig lebendig fühlen. Mit der Vergleicherei (mit anderen in meinem Alter) aufhören. Und mich an meinem Können freuen, dass definitiv da ist und ausgebaut werden will.

Trotz all meinen Ängsten möchte ich jetzt endlich auch auf der beruflichen Ebene mehr Zufriedenheit erreichen. Ich habe den Eindruck, unter meinen Niveau zu leben. Nicht vom Finanziellen her, sondern von den Inhalten, mit denen ich mich beschäftige. Das ist nicht meins. Definitiv nicht mehr. Gewogen und für zu leicht befunden!

Ein lauwarmes Leben, ein halbwarmes Gefühl. Mein Blog habe ich damit nicht behelligt, da ich es mit mir selber ausmachen wollte -- und nicht in der relativen (Welt-)Öffentlichkeit des Blogs.

Nun drängt es mich aber, es auch hier festzuhalten. Auch aus dem Grund, dass ich es dann nicht mehr übersehen kann und ich mich "geoutet" habe ;)

Habe in den letzten Jahren das meiste in meinem Leben der Balance untergeordent (fit und stabil genug bleiben, Schlafen, Essen, Arbeiten, Urlaub) und der Vernunft. Und jetzt sehne ich mich nach den roten Schuhen*. Den selbstgemachten bitteschön. Das Verlangen nach Exzessen hält sich inzwischen in Grenzen. Ich mag es inwzischen, das Leben wachsen selber zu lassen -- statt nur nach den roten Früchten zu greifen.

Warum halte ich es dann unter Verschluss?!
Warum halte ich mich selber unter dem Deckel ...
... Seufz ...

Für mich kommt es auch nicht überraschend, dass dieses Leben wie ich es führe, jetzt auf dem Prüfstand steht. Dezent hat sich das schon länger abgezeichnet. Gewusst habe ich es auch, dass so ein "normales" Arbeitsleben für mich eben nicht ausreicht, mich nicht ausfüllt. Da muss Leben in der Bude sein! Da muss es doch mehr geben als das tägliche Bild in Grautönen und Pastell ..

Das letzte Mal, dass ich mich wirklich freu und gut gefühlt hab, war mit meiner alten Schulfreundin, als wir vor einiger Zeit klönend im Gras lagen. Oder als ich mit anderen Zeit verbracht habe.

Mit anderen etwas erreichen, das wünsche ich mir.
Mit anderen, die auch lebendig sind!

Habe mich ganz in der täglichen Routine verkrampft. Und wage mich keinen Schritt mehr weiter. Obwohl es Visionen gibt, von einem besseren Leben, einem, in dem ich mehr aus meinen Stärken heraus leben kann.

Was mir eben auch bewusst ist, deutlich bewusst, sind meine Grenzen -- und deshalb schwanke ich. Das stecke ich Neues oder Unvorhergesehenes nicht einfach weg. Da kann mich Kleinstes nachhaltig und hinterhältig erschüttern und verunsichern.

Es ist eben nicht so, dass alles "schon mit der Zeit kommt". Es gibt Bereiche, da konnte ich nichts Stabiles aufbauen bis jetzt, weil die Sicherheit immer wieder wegbricht. Einmal Erreichtes, das an einem schlechten Tag plötzlich unerreichbar wird, mir unter der Händen zerbröselt, als wärs nie dagewesen. Da ist dann wieder Aufbauarbeit gefragt.

"Sie möchte am liebsten immer wieder von vorne anfangen", so hat es einer meiner Lehrmeister liebevoll und wohlmeinend ausgedrückt. Und er hatte recht. Wenn das Selbstvertrauen weg ist, kann ich scheinbar GAR NIX mehr. Black- und Whiteouts treten auf und dann ist da nur noch Rauschen.

Das kann mir jederzeit passieren. Da müssen nur ein paar Auslöser zusammentreffen und dann ist alles weg. (Scheinbar). Blockaden, Ängste und massive Selbstzweifel treten manchmal auch in der Freizeit auf. Das ist nicht mal davon abhängig, wie anspruchsvoll die Tätigkeit ist, mit der ich mich gerade beschäftige. Es ist mehr meine mentaLe Verfassung und die jeweilige Umgebung (inkl. Mitmenschen).

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Die feine Art der Traurigkeit, die stille und doch so grosse Sehnsucht in mir nach "mehr" -- die überraschen mich in ihrer Heftigkeit dann doch. Dass etwas so Feines so stark sein kann. Das ist keine Flucht in Tagträume mehr -- das ist ein ausgewachsener Hunger nach Leben!

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Ich habe, vor lauter Erleichterung darüber, ein Leben wie die anderen zu führen, endlich führen zu können, meine innere Stimme schon länger unterdrückt.

So im Sinne von: Das muss doch jetzt reichen.
Nein tut es eben nicht! Ganz und gar nicht ..

Habe auch verdrängt, dass ich so ein Leben gar nie angestrebt habe. Ich habe gemacht, was ich den Eindruck hatte, was man von mir erwartet.

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Und was erwarte ich eigentlich von mir?!
Kommt da plötzlich eine lustvoll-sinnige Frage aus meinem Innern ...

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Das wäre dann auch eine erste Antwort auf eine der beiden Fragen, die ich mir im vorletzen Post gestellt habe: Was brauche ich auf meinem beruflichen Weg?

Lebendigkeit,
Leben,
Freude!

Ja ...






*Die roten Schuhe -- ein Märchen von Hans Christian Andersen

3 Kommentare:

  1. 'Die roten Schuhe' ist eines meiner Lieblingsmärchen. Das einzigste an was ich mich erinnern kann, ist, dass ich pausenlos geweint habe.
    Liebe Grüsse zu dir.

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    1. Ja, es ist ein trauriges und drastisches Märchen, wie viele der Geschichten von H. C. Andersen. Ich habe es erst im Buch "Die Wolfsfrau" von Clarisse P. Estés kennen- und schätzen gelernt.

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    2. Interpretiert und verallemeinert gesagt geht es in diesem Märchen darum, was "Krasses" mit einer/einem passiert, wenn Bedürfnisse, Kreativität und die eigene Natur unterdrückt/verleugnet werden.

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