Mittwoch, 3. November 2010

die eltern so sehen wie sie sind

ich stolpere bei meinen blättern für den deutschunterricht (drücke noch für 2 semester die schulbank) immer wieder über sprichworte und andere sinnreiche oder sinnfreie sprüche. erstaunlich was sich da alles findet! manches ist erschreckend konservativ, sicher schon älter. mich schaudert!

vieles regt mich zum nachdenken an. und statt dass ich dann über nebensatzarten und kommasetzung brüte, schweife ich gerne ab …

Die besterzogenen Kinder sind jene, die gelernt haben, in ihren Eltern das zu sehen, was sie sind.

ein mehrdeutiger satz, der nachwirkt. was heisst es, seine eltern so zu sehen, wie sie sind? kann ich das? sehe ich sie? für mich meine ich: ja, zunehmend. nämlich als menschen.

ich bin zwar immer noch ihr kind, aber doch kein kind mehr. es ist eine begegnung auf gleicher augenhöhe.

ja, ich möchte meine eltern so sehen, kennen, erkennen und anerkennen wie sie sind. es hat auch damit zu tun, mich selber zu erkennen und anzuerkennen. mich in ihnen zu erkennen. die familiengeschichte(n) zu sehen. es ist vielschichtig. es sind intensive begegnungen und entdeckungen. wurzeln .. verstrickungen und halt zugleich.

"besterzogen" das klingt so konservativ. auf jedenfall stört mich dieses wort, wenn auch der satz insgesamt sehr in die tiefe geht.  wenn ich google, komme ich auf george bernhard shaw als urheber des satzes. und der satz ist noch ist noch um eine ergänzung länger:

Die besterzogenen Kinder sind jene, die gelernt haben, ihre Eltern zu sehen, wie sie wirklich sind; Heuchelei ist nicht die erste Pflicht der Eltern.

George Bernard Shaw

das ergibt noch weitere dimensionen.. wirft andere fragen auf. heuchelei ist nicht die erste pflicht? aber doch eine pflicht? für mich reichts aber grade. interessant was ich beim lernen nebenbei alles so lerne, was fürs leben.. und dazu ist die schule ja unter anderem auch da ;)

3 Kommentare:

  1. Hi Anne,

    "Heuchelei ist nicht die erste Pflicht der Eltern."

    interessant wäre es, den Satz im Original zu kennen.
    Wenn da mal nicht dem Übersetzer die Ironie Shaws durch die Lappen gegangen ist... und ist es nicht Schulbuchtypisch, so einen wichtigen Satzteil einfach wegzulassen?
    Der Shaw hat sicherlich gewusst, wovon er spricht :)

    Gruss, Sam

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  2. hi sam

    ja, diese aus dem zusammenhang gerissenen sätze beschäftigen mich meist mehr als die kommaregeln ;)
    kenne mich mit shaw nicht so aus. wenn er es ironisch meinte, dann hat er jedenfalls genau ins schwarze getroffen!

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  3. du hast recht. ich meine, wer "pygmalion" geschrieben hat, KANN sowas ja gar nicht anders als ironisch/satirisch meinen >_<

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