Montag, 30. November 2020

Tag 56 (Selbst-Bewusst-Sein)

Zwar galt ich schon immer als selbstbewusst (bis hin zu arrogant), doch manches Mal war es eher ein "fake it till you make it". Es war Flucht nach vorne oder ein Ankämpfen gegen die Umstände. Innerlich war ich unruhig und oft in Zweifeln. Gar nicht so sicher. 

Nun fühlt es sich immer mehr als echt an, ich bin mir meiner Selbst sicher(er): Hier bin ich. So bin ich. Ich habe gelernt, FÜR etwas zu leben, statt mich im Kämpfen zu verlieren. Ich weiss, was ich will. Das WIE und die Umsetzung sind manchmal noch knifflig. Doch mehr übers WIE herauszufinden -- DAS ist bereits schon ein Weg. 

Ich merke, dass ich immer noch stark auf die Stimmungen von anderen reagiere und ich dann schon etwas zu tun habe, um herauszufinden: meins oder deins? Atmosphärisches bekomme ich mit und habe dann zu tun, dies zu filtern. 

Es gelingt mir immer besser, zu mir zu stehen! Dabei hilft mir auch meine Lebensgefährtin. Sie ist sehr klar in vielem und dadurch werde ich klarer darin, wie ich mich ausdrücke, mich definiere. Klarheit tut gut.

PS: Beim Stichwort Klarheit fällt mir ein, dass ich mich früher davor gefürchtet habe, klar zu sein/sehen oder die Wahrheit (über mich) zu hören. Da war die Befürchtung, nicht (gut) genug zu sein und dass es etwas Schlechtes sein würde. Die tiefe Überzeugung war da, dass ich ja nicht richtig sein kann, sonst wäre ich ja nicht immer wieder abgelehnt worden für mein Sosein. Mir hat ein Text geholfen, dies etwas besser zu verstehen: How Being Bullied Affects Your Adulthood

Nun spüre ich, dass meine Kraft wächst, wenn ich diesen Befürchtungen auf den Grund gehe und dahinter schaue. 



Donnerstag, 26. November 2020

Vom Rauskommen ...

Meine berufliche Auszeit gestaltet sich variantenreich. Ein Tag wie heute sticht daraus hervor, denn ich habe mich wieder aufgefangen und fühle mich bei mir. Die letzten Tage waren schwer.

Es gibt eben so Tage, an denen ich mich mit Müh und Not durchhangle. Tiefste Selbstzweifel quälen mich dann. Immer wieder meine Verfehlungen in Grossaufnahne .. und ich komme zu dem altmodischen Begriff "Anfechtungen". Weil das passt. Meine Dämonen sprechen zu mir. Triezen mich, sprechen meine tiefsten Ängste an und ich versuche, ihnen Contra zu geben. Schwere, Schwärze, Angst. Hindurchgehen muss ich.

Ein Coming-Out ist kein Spaziergang, auch wenn ich jetzt schon länger auf diesem Weg bin. Und es ist ein Coming-Out auf ganz verschiedenen Ebenen. Klar, ich liebe eine Frau und ich lebe mit ihr. 

Da ist aber noch so viel mehr! Wie lange habe ich vieles von mir verdrängt und unter Verschluss gehalten?! Gerade auch meine Stärken. Ich war es gewöhnt, die Schwache und Angeschlagene zu geben. Das geht so nicht mehr. Weil ich viel mehr bin als das. Der ferne Mann sagt: We're all a little bit broken .. and that's okay. 

Und die nahe Frau sagt: Eine flog übers Kuckucksnest. Und meint damit mich! Sie vergleicht mich mit dem Indianer in der Geschichte. Einem der so tut, als wäre er nicht ganz bei Trost. So tun als ob man spinnt, um die eigene Haut zu retten. Undercover den Deppen geben um Rauszukommen und die Freiheit zu erlangen. Ja, verdammt. Wie wahr! 

Nach dem ersten leeren Schlucken merke ich, dass die Wahrheit über mich selber herauszufinden, mit gut tut. Was andere über mich sagen, sind dann die einzelnen Mosaiksteine, die ich gerne entgegennehme, weil sie mir dabei helfen, ein ganzes Bild zu bekommen. 

Es braucht sehr viel Mut, mich mir zu stellen, zu mir zu stehen, doch es bringt auch eine tiefe Freude und mehr Sicherheit.

Ich weiss, dass ich auf dem rechten Weg bin.





Donnerstag, 5. November 2020

Im Garten und in Gedanken übers Gartenabräumen

Ich komme aus einer Familie mit zwei grünen Daumen. Und so ist es eine grosse Freude für mich, nun einen grossen Garten rund ums Haus zu haben. Damit ist ein Herzenswunsch für mich in Erfüllung gegangen! Kartoffeln, Zucchini, Kürbisse, Tomaten, Rote Beete, Pastinaken, Äpfel, Stachelbeeren, Erdbeeren, Salate, Blattmangold, Weintrauben, Himbeeren und verschiedene Kräuter ... . Für nächstes Jahr plane ich, dass noch mehr wachsen darf und ich weiteres ausprobieren will.

Heute habe ich auf dem Rasen (kein englischer!) Laub geharkt und einen Teil in den Kompost gegeben und das restliche Laub unter den Büschen verteilt. Es kommt nix davon weg. Die kleinen Tiere und die Igel sollen ihre Winterverstecke haben, und der Boden seine Decke für den Winterschlaf. Das finde ich wichtig. Die Beete lasse ich möglichst frei und mulche diese nicht, weil wir eine Nacktschneckenplage haben. Dafür habe ich Gründüngung und Ackersalat (Nüsslisalat) gesät und lasse einiges stehen. Das kann ich auch noch im nächsten Frühjahr beackern. So habe ich es von einem naturnahen Gärtner gelernt: die Stauden werden erst Ende des Winters geschnitten. Ich habe nur den Rasen freigeharkt, den wir behalten wollen, und das Laub anders verteilt. 

Wie Herr und Frau Schweizer jede Sonnenblume ummähen, jede Staude zurückschneiden und jedes einzelne Blättchen wegharken müssen ... völlig kahl muss der Garten sein .. ich versteh es einfach nicht. 

Hier gibt es Distelfinken und verschiedene Meisenarten. Diese bedienen sich an den Samenständen der nich stehenden Stauden (Karde, Hanf, Weidenröschen, Sonnenblumen, Nachtkerzen ...). Und finden auch noch jetzt Insekten. Davon hat es sehr viele!

Doch wenn ich mich anderswo umsehe: Alles muss gepützelt werden in den Schweizer Gärten und wie geleckt aussehen. Für die Natur auf jeden Fall ein Schaden, dabei wäre es eine simple Sache und ein Mehrwert, weniger Aufzuräumen im Garten. 


Dienstag, 3. November 2020

Liebe? Liebe!

Die Liebe hat so viele verschiedene Wege, ich staune immer wieder. Mein Leben hat sich sehr verändert und verändert sich noch. Ich fühle mich viel ruhiger und mehr bei mir. Manchmal strample ich noch, Zweifel tauchen auf, ist "es" das jetzt? Ist das Liebe, was ich fühle? Es ist so leise, zart, warm und unaufgeregt. Und doch so schön! Ich erlebe ein "Coming Out" auf mancherlei Ebene. Das Zusammensein mit ihr verändert, wie ich mich selber sehe. Es verändert uns beide. Bringt versöhnliche Energie. Für beide. Ich sehe mich selber in einem besseren Licht. Ich kann zu meiner Stärke stehen. Genauso auch zu meiner Zartheit. Mein Frau-Sein annehmen. Meine Wildheit umarmen. Und ich kann endlich auch: eine Frau berühren. Die Frau, die ich immer war, zeigt sich und wird geliebt. Und ich liebe zurück. Mich selber und auch meine Lebensgefährtin.