Mittwoch, 9. Dezember 2015

Mental gegen die Wand knallen

Aus aktuellem Anlass beschäftigt es mich, wenn ich den Eindruck habe, jemand fährt sein Leben mental immer wieder gegen die Wand. Also auf jedes Gespräch kommen zig (scheinbar) rationale Ausflüchte, warum es eben nicht anders geht. Man darf sich zwar das andauerende Gejammer anhören, kann aber der betroffenen Person nur schwer helfen. Die Umstände sind schuld -- oder andere Personen. Aber nie der jammernde Mensch selbst. Auf diese Weise bleibt alles beim alten -- und man hat auch immer einen Grund, sich zu beschweren. Praktisch.

Ich muss das jetzt wieder weglegen, aber es fällt mir schwer. Ich weiss, ich habe auch lange so gelebt, ich verstehe erst jetzt, wie es für mein Umfeld gewesen sein muss. Autschn.

Bin froh, dass ich da einen Schritt weiter gekommen bin. Und die Menschen in meiner Umgebung sind es auch ... 

7 Kommentare:

  1. Eine befreundete Psychologin meinte mal, der typische Satz des Neurotikers sei "Ja, aber...". Das erlebe ich auch oft - natürlich auch bei mir selbst, wir sind ja alle kleine Neurotiker. Daher bemühe ich mich, die drei Gedanken "Hätte ich doch nur", "wenn ich erst mal" und "Ich müsste eigentlich" möglichst wegzulassen. Denn die drehen sich genau um das - um Ausreden dafür, jetzt nichts ändern zu können, was einen stört. LG
    Bodecea

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  2. So neurotisch muss man bleiben dürfen, bis der Leidensdruck so groß ist, dass man selber die Kurve kriegt. Außenstehende dürfen sich da gerne zurückziehen...
    LG
    Astrid

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  3. ... und dann nicht in altbewährter Co-Abhängigen-Manier darin zu verfallen, den anderen auch mal gegen seinen Willen retten zu wollen - das war meine Erkenntnis zu solchen Menschen. Jeder darf jammern soviel er will - wenn ich weiss, ich bin nicht verantwortlich für die Rettung des anderen sondern dass nur der andere sich selbst an dieser Stelle "retten" kann und ich auch Grenzen setzen darf, wenn es mir zuviel wird, dann kann ich inzwischen damit ganz gut umgehen oder eben notfalls auch mal das Weite suchen.

    Dir wünsche ich viel Kraft und eine entspanntere Umgangsweise damit.

    Liebe Grüsse
    Clara

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  4. Ohja, hatte ich erst Montags...ich weiß sogar inzwischen in welcher Reihenfolge (is ja eh immer dieselbe) welche Themen dran kommen. Irgendwie auch lustig. Aber auch traurig und man kann dem Menschen nur wünschen, mal an einer Tür nicht vorbei zu gehen, sondern sie zu öffnen.
    Un ja, das mit dem retten wollen finde ich auch immer schwierig da nicht loszuagieren.
    LG

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  5. wenn mich irgendwas nervt an leuten, dann genau das. dass immer die anderen schuld sind. die erziehung, die umstände, der falsche moment. aber ich kenne kaum jemand, inklusive meinerselbst, der nicht wenigstens ab und an in diese stinkende eigen-brühe hinabsteigt und darin versumpft,

    im ja aber ich.

    manchmal sollte man es auch einfach nicht so ernst nehmen, kann ja sein, dass dein gegenüber gerade einen prozess durchmacht und an diesem punkt angekommen ist, wo er nach schuldigen sucht fürs eigene manko. solange es also nicht zur lebenslüge aufsteigt.. - was solls.

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  6. @Bodecea
    Ja, ich glaube auch, dass wir alle kleine Neurotiker sind -- oder viele von uns zumindest. Da schliesse ich mich selber auch ein. Wenn ich mir während der Jammerei selber auf die Schliche komme, kann ich mich selber nicht mehr belügen. Oder nur noch gelegentlich ;) Kann auch ein Ventil sein und Schlimmeres verhindern.

    @Astrid Ka
    Im Grundsatz stimm ich dir zu. Was ich dabei schwierig finde, ist, zuzusehen, wie Kinder durch dieses neurotische Verhalten direkt betroffen sind, wenn die Erwachsenen keinen Ausweg sehen "wollen". Und man quasi zusehen kann, wie sich die Probleme eine Generation weiter"vererben". Allerdings ist es auch (für mich) gut, einen Schritt zurückzutreten und mich nicht stetig einzumischen. Wie du schreibst .. der Leidensdruck .. macht es aus.

    @Clara
    Ich bin nicht die Wohlfahrt .. an dieser Erkenntnis arbeite ich noch. Die Kunst, präsent zu sein und doch nicht die dominante Einmischerin und auch nicht die betroffene Co-Abhänige -- das fällt mir nicht leicht. Ruhig und bei mir selber zu bleiben, daran arbeite ich, Stück für Stück!

    @Regenfrau
    :) Die Themen und Positionen kann ich imzwischen auch in- und auswendig. Wie bei einer Soap die sich von selber abspielt. Ping-Pong. Die offenen Türen, da sprichst du was an .. Losagieren unterdrücke ich, weil es nichts bringt -- oder schlicht Stress für mich und für die anderen.

    @glumm
    Irgendetwas und irgendwer ist immer "schuld" -- und wir sind alle mehr oder weniger geprägt von unserem Umfeld, von unserer Biografie, den Umständen. Das ist es ja. Für Beschwerden gibt es immer Grund :)


    Danke an euch alle für eure Kommentare!

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  7. Ich finde es manchmal interessant und manchmal sehr hart oder schwer aushaltbar, wenn ich mich in anderen Menschen spiegeln kann.
    Diese Erkenntnis habe ich auch für mich gewonnen, wie anstrengend es ist mit Menschen zu tun zu habben, die ständig in der Vergangenheit kleben, die als erwachsene Menschen immer noch den Eltern, der SChule oder wem auch immer die Schuld geben.
    Und mich nervt es, weil ich die Oona von vor 3 oder 5 oder 20 Jahre sehe. Ein langer Weg zu begreifen, dass ich heute selbst für mein Leben verantwortlich bin. Klar. Ich habe Narben und Wunden auf der Seele. Doch sie sind nur (noch) ein kleiner Teil von mir.
    Es wird noch vieles geben, was ich an mir erkennen, weil es mich an anderen Menschen stört oder einfach nur auffällt.
    Gerade gestern wieder was wie aus dem Lehrbuch. :O)
    Durchgeatmet. Losgelassen. Ich bin heute nicht mehr so. Das ist, was zählt.
    Dir einen guten Sonntag
    Grüße
    Oona

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