Dauernde Anspannung und ein Event nach dem anderen. Das geht nicht. Bei mir. Ich zahle einen zu hohen Preis daf¸r. N‰mlich st‰ndigen inneren Stress. Und das weiss ich jetzt sehr genau. Auch wenn ein Teil meiner Familie genau das lebt, scheinbar auch leben kann, diese vielen Aktivit‰ten ñ ich kann und WILL es nicht. Dazu stehe ich jetzt und das kommuniziere ich auch so. F¸r mich stimmt mein eigenes Leben und dieses ist viel ruhiger. Weniger Aktivit‰ten und weniger soziale Kontakte. Daf¸r nehme ich mir daf¸r auch mehr Zeit, wenn ich jemanden treffe oder etwas ausw‰rts mache.
Ich erinnere mich an einen Moment im letzten Urlaub, an dem mir einfach alles zuviel wurde. In mir drehte sich alles und es wirbelte durcheinander und die neuen Eindr¸cke fanden keinen Platz mehr. Ich wurde immer nervˆser und gereizter. Zuvor waren wir eine Stunde Zug gefahren und der Ankunftsort war uns beiden neu, danach waren wir noch etwa zwei Stunde durch die Gegend gelaufen und hatten einiges angeschaut.
Ich sagte meinem Freund, dass ich jetzt eine Pause brauche und mich ´defragmentierenª muss. Wir setzten uns auf eine Bank. Nach einer Weile legte ich mich sogar auf die Bank, meinen Kopf auf seinem Schoss. Ich konzentrierte mich auf die Gegenwart und meine Sinneswahrnehmungen, das Rauschen im Kopf liess nach und ich sp¸rte mich wieder. Danach war ich wieder fit und bei mir. Das war eine tiefgr¸ndige Erfahrung. Es ist mir oft zu wenig bewusst, dass ich das eigentlich regelm‰ssig machen kann, wenn mir danach ist.
"Du bist viel entspannter, wenn du Urlaub hast!" meinte mein Liebster k¸rzlich zu mir. Wir haben dann noch etwas dar¸ber geredet, weil es mir selber bereits aufgefallen ist.
Mir wurde bewusst, dass es mich in zwei Ausgaben gibt: In einer Alltags- und in einer Urlaubsversion. Kurz gesagt: Angespannt und entspannt. Was wohl bei vielen (sensiblen) Menschen so ist. Da gibt es einen Schalter, der sich unmerklich von selber umlegt.
Es hiess fr¸her von verschiedenen Seiten her immer wieder "Du musst dich abgrenzen lernen". Was nie funktioniert hat. Ich trug das Herz auf der Zunge und habe oft unmittelbar gesagt, was ich denke. Mein Herz schwang mit allem mit. Und wenn jemand einen schlechten Tag hatte, nahm (m)ich das auch gleich mit -- und persˆnlich. Das hat mir jahrelang zu schaffen gemacht. Alles kam 1:1 an mich ran. Ohne Abstand. Alles ging durch mich durch. Als h‰tte meine Seele keine H¸lle. Ich nehme mir in diesem Zustand die Dinge zu sehr zu Herzen.
Die letzten Jahre habe ich mir im Alltag dann das "allzu Gef¸hlsm‰ssige" nach und nach abgeklemmt. Weil ich sonst nicht mit der Arbeitsrealit‰t klarkomme. Wenn ich im Alltag auf diese Weise gef¸hlsbetont lebe, gehe ich unter.
Jeder abgerissene Mensch, den ich auf der Strasse sah, ber¸hrte mich zutiefst. Jede Schreckensnachricht in den Medien beutelte mich. Ohnm‰chtig und mitgenommen habe ich mich gef¸hlt. Irgendwann beschloss ich, dass ich mich nicht mehr "betroffen machen lassen" will.
Das Leben f¸hlt sich auf diese Weise viel entspannter an, aber es ist emotional eher eine Nullinie. Ich als Alltagsmensch bin kopflastig und denke viel nach, bin anderen gegen¸ber eher gef¸hlsm‰ssig distanziert, mehr zielgerichtet auf Dinge fokussiert und weniger auf Menschen ausgerichtet. Im Alltag bin ich daher eher knapp angebunden.
Was nat¸rlich auch mein Lebensgef‰hrte zu sp¸ren bekommt. Ich bin froh, dass er es mir nicht nachtr‰gt. Er sagt dann immer "Ich kenne dich doch" und schaut mich mit seinem warmen Blick an. *r‰uper*. Und ich arbeite daran, ruhig zu bleiben und mich nicht unnˆtig aufzuregen, weniger schnell nervˆs zu werden.
Der Urlausbmensch in mir geniesst es, einfach vor sich hinzud¸mpeln, sich Ziele zu setzen ist eher nicht angesagt. Das Herz wird weit und gross. Vieles kann, nichts muss. Ich gehe mit Menschen lockerer um. Der Verstand hat Ferien.
Doch
Du musst informiert sein, was in der Welt geht. Du musst dich f¸rs Zeitgeschehen interessieren. -> Das habe ich so gelernt. Bis ich irgendwann fand: Nein. Es reicht. Ich will so nicht mehr leben, es macht mich fertig.
Seither lese/schaue ich keine Nachrichten mehr. Auf der Strasse gebe ich Bettlern und Obdachlosen kein Geld mehr, lasse mich dort auch in keine Gespr‰che verwicklen. Ich habe mich f¸r drei Hilfsprojekte entschieden, die ich finanziell unterst¸tze und bei denen bleibe ich. Eines hilft Tieren und zwei Projekte helfen Menschen. Eines davon auch Menschen auf der Strasse. Das ist mein Beitrag. Ich habe meine Hilfe quasi jetzt "ausgesourct". Ich lasse andere helfen, mit meinem Geld. Weil mehr nicht geht und ich es auch nicht will.
Wenn ich meinen Lebensunterhalt selber verdienen soll, dann brauche ich meine verf¸gbare Kraft daf¸r! Ich will anderen helfen, aber nicht immer mit meiner eignen Kraft, ich bin keine "freiwillige Helferin", keine Hobby-Sozialarbeiterin oder Mˆchtegern-Psychologin mehr und ich teile mir meine Kr‰fte auch dann ein, wenn es um Hilfe innerhalb der Familie und im Freundeskreis geht. Ich sp¸re oft ganz genau, was f¸r mich geht und was nicht.
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Und jetzt hat sichs ergeben, dass da dieser Abstand ist, ich hab die nˆtige Haut um mich rum. Das funktioniert jetzt. Ich sch¸tze mich inzwischen bewusst, schwinge nicht mehr mit allem und jedem mit. Ohne meinen Verstand schaffe ich das aber nicht. Und daher wirds mich wohl weiterhin in zwei Versionen geben.
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