Samstag, 23. September 2023

Nüchtern bleiben | Bodensatz | Leben

Zum Titel "Nüchtern bleiben" kam ich heute morgen beim Entsorgen meiner Antidepressiva, die ich nun schon länger nicht mehr nehme. Ich gehe schon länger durch eine sehr schwierige, tiefgehende Zeit in meinem Leben. Der Griff zur Linderung und leichten Betäubung wäre verlockend. Die Depression begegnet mir immer wieder, doch dahinter verbirgt sich Überforderung, Erschöpfung und Angst. Der Ansatz "Medikamente" ist gerade nicht meine Wahl. Daher: Nüchtern,.

Die Selbstständigkeit, die Suche nach meinem Weg, meine Beziehung und Freundschaften, die frühen Wechseljahre. Ich erlebe überall Grenzzustände und Herausforderungen und ich kann mich nicht mehr hinter meiner alten Identität verstecken, diese ist viel zu klein geworden,

Ich bin in Versuchung, wieder abzutauchen, einfach mich mit etwas ablenken. Aber ich will es anders versuchen. Ich habe es mir CBD-Tropfen probiert, aber die machen mich passiv und belämmert. Als wäre ich am Dahindriften. Ins Handeln zu kommen, da helfen sie mir nicht. Alkohol vertrage ich schlecht und das ist auch ein zu schmaler Grat. So trinke ich halt Tee .. starte mit Meditation und dem Ändern dessen, WIE ich meine Herausforderungen bewältige.

Das "Wegmachen" von unerwünschten Gefühlen ist so naheliegend. Es ist tiefggehend echt, was gerade passiert. Ich habe Zugang zu Erinnerungen, die ich lange verdrängt habe. Da sind auch Schmerzen, die endlich mal in Gänze erkannt werden wollen. Die Verlassenheit und Einsamkeit, die ich über Jahre als Teil meiner Existenz kannte, wurde zu so einer existenzbedrohend starken Empfindung und Angst, dass ich verstand, dass dies ein transgenerationales Thema (Trauma) sein könnte. Eine frühkindliche, existenzbedrohende Erfahrung, die ich mehrfach zuordnen kann in meiner Familie. Aufgerüttelt durch die Instabilität und meine wachsene Stärke: Da kommt Bewusstsein in meine Existenz. Und ich empfinde Dankbarkeit. Mitten im Bodensatz meines Lebens erkenne ich, was drückt.

Das zweite ist: Falsch sein, das Alien sein, nicht erkannt werden, Abgelehnt werden und sogar Angegriffen werden fürs eigene Sein und dadurch auch wieder Angst, Stress und Einsamkeit. Zudem Unverständnis, Überforderung und ungesunde Rollenverschiebungen in der Familie. Mir half das Hörbuch "Tragisch aber Geil 2.0" von Barbie Breakout, weil das Fremdsein und "falsch sein" und die Suche nach dem eigenen Selbst da wesentlicher Teil der Lebensgeschichte ist (Autobiographie als Buch oder Hörbuch). Ich habe noch nie eine solch gleichermassen ungeschönte, reflektierte, tragische und zugleich bunte, herzergreifende, ermutigende Autobiografie gelesen oder gehört wie diese. Grosse Empfehlung.

Wer bin ich?

Warum ist es so schwierig, einfach zu sein? Wie kann ich SEIN?

Was will ich in dieser Welt für mich?

Wie stelle ich das an?

Die ganz grosse Waschküche ist das bei mir. Und eine riesige Chance, solange ich nicht im Selbstmitleid, in der Depression, im Groll und im mich Vergraben und Mauern feststecke. Es bewegt sich viel. Meinen Fokus bestimmte ich selbst. Wie kann ich anders leben, besser zu mir sein?

Mir kam auch Glennon Doyle in den Sinn, die in ihrem Buch "Ungezähmt" genau so eine Zeit beschreibt. Bei ihr war es eine Essstörung und andere Selbstbestrafung aus denen sie den Ausweg fand. Sie hat ihr Leben komplett geändert. Und ich habe mein Leben komplett umgestellt. Da sind Parallelen. Glennon Doyle schreibt auch, dass dieser Weg nicht einfach Friede Freude Eierkuchen ist, auch wenn man Süchten entkommt: Der Weg bleibt ein Weg. Und die Gefahr eines Rückfalls in alte Muster bleibt.

Bei mir sind es alte Wunden die weh tun, die geweckt werden und daraus entstandene destruktive Muster mit denen ich früher zurechtkam. Ich komme damit nicht mehr zurecht! Diese Muster schränken mich sehr stark ein und es wird mir immer enger darin. Momentan bin ich froh, wenn ich den Tag durchstehe mit dem was ich mir vornehme. 

Mich wohlzufühlen, das ist noch eine andere Sache. Ich lebe schon so lange mit bewertenden Gedanken (in denen ich mich abwerte) und gleichzeitig ist da dieser ständige Hunger nach Gesehenwerden und Anerkanntwerden. Wenn ich dieses Geschätztwerden und den Respekt bekomme, kann ich das dann nicht annehmen. Als würde mir da etwas fehlen um dies zu "verstoffwechseln"!  Aka Imposter-Syndrom ...

Der Freude folgen: Das ist der Weg. Es leichter werden zu lassen. Da brauche ich noch Übung! Ich bin so viel besser darin, es mir schwerer zu machen... und das kann ich so nicht stehen lassen. Er-Leichterung, Er-Mutigung und Be-Geisterung ziehen mich mehr an. Es mangelt einfach an Vertrauen und an Ruhe. Jetzt 2 Wochen Urlaub im Süden. Mal sehen, was in der Zeit geht... 



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