In meinen eignen Augen habe ich die Krise relativ gut gemeistert. Und ich bin froh, geht es mir wieder besser. Trotzdem weiss ich, es ist noch nicht vorbei. Weil das Leben immer neue Herausforderungen mit sich bringt und weil die Nerven immer noch etwas zittern. Was mir ebenfalls zu schaffen macht, ist, dass ich mich trotzdem für mich schäme, obwohl ich erkenne, dass ich persönlich einen Schritt weitergekommen bin.
Die Scham rührt daher, dass ich die (vermutete) Aussensicht nicht komplett ausblenden kann. Arbeitskollegen, Chef. - - - Jetzt hat sie wieder gefehlt - - - Jetzt musste ich wieder für zwei arbeiten - - - ... und was da sonst noch an Gedanken sein mag. Ich bin nicht mehr im geschützten Umfeld eines Sozialbetriebes, ich bin in der freien Wirtschaft. Wenn ich nicht da bin, macht jemand anderes meine Arbeit, muss sie machen, weil sie oft tagesaktuell getan werden muss. Das ist mir nicht recht und ich vermeide es, wenn möglich. Aber ich musste einfach einen Stopp einlegen, ich wollte nicht "auf offener Strecke" zusammenklappen.
Meine Befindlichkeit nimmt noch zuviel Raum ein, auch an meinem Arbeitsplatz. Ich rede zu oft darüber, wie es mir geht. Rede allgemein gerne. Trage das Herz oft auf der Zunge. Ich brauche soviel Aufmerksamkeit, Kommunikation, Anerkennung und Sicherheit. Und dann halte ich inne, merke ich unversehens, dass ich zwar kein Kind mehr bin, mich aber immer noch fremd fühle in dieser Welt der "Erwachsenen", und dann werde ich ernst.
Zu ernst, werde schweigsam - - - und dann gehts wieder abwärts. Da braucht es einfach noch viel mehr Zeit bis einiges heilen kann. Und ich brauche die Geduld und die Liebe zu mir selber, all dies gelassener zu nehmen und mich nicht für mein So-Sein zu schämen, sondern einfach ganz mich selbst zu sein ... ohne Scham.
Meine Liebe, da erkenne ich mich zu 100% wieder, wie ich kurz nach dem totalen Absturz in meiner Depression war. Bei mir war dieser Punkt, was wohl die anderen denken, wie sie mich sehen etc auch so bedeutend, dass ich schon fast paranoid geworden bin. Hat auf jeden Fall für einen starken Rückzug gesorgt.
AntwortenLöschenIch wünsche dir viel Kraft in dieser Zeit, mit der du definitiv nicht alleine bist
und ich wünsche dir, dass du bald erkennst, dass die Menschen sich weitaus weniger solcher negativen Gedanken über einen machen als man glauben mag.
Pass auf dich auf!
Liebe Grüße,
nickel
wenn ich in deinen zeilen lese spüre ich immer wieder ratlosigkeit darüber, wie ich mich darauf beziehen kann, ohne einfach nur meinen senf dazu zu geben statt auf das einzugehen, was dich bewegt. und dann schreibe ich … nichts. ach mei, diese schere im kopf. doch nun:
AntwortenLöschenmanchmal, wenn es mir rechtzeitig einfällt, versuche ich in den anderen erwachsenen die kinder zu sehen, die sie mal waren und die immer noch mit ihnen unterwegs sind. wenn mir das gelingt, wird vieles einfacher und dieses mich hineindenken in eine befürchtete aussensicht relativiert sich ein wenig. mit edelnickel stimme ich überein. es wird schon so sein, dass die wenigstens menschen derart grundsätzlich und anhaltend negativ über einen denken. vor allem nicht so schlecht wie manfrau es allzuoft über sich selbst tut. nur, es zu glauben, fällt immer wieder so schwer. wenn es mir rechtzeitig einfällt, sage ich mir, die haben garantiert noch anderes zu tun.
bzgl. der scham, die auch mich hin und wieder befällt übe ich seit zwei, drei jahren mit dem motto: ich nehme mir nichts mehr übel.
es ist nicht auf meinem mist gewachsen. ich habe es von luisa francia übernommen. und natürlich, da ich ein differenzierendes wesen bin, geht auch das nicht ohne wenn und aber. aber auch das nehme ich mir nicht mehr übel :-) ich versuch’s.
in diesem sinne wünsch ich dir wundervolle und erheiternde begegnungen, mit dir selbst und mit anderen.