Sonntag, 24. März 2019

Mein spiritueller Weg

Je älter ich werde, desto mehr Mühe habe ich mit den Religionen. Ich glaube an eine höchste Macht, ich spreche oft zu ihr, versuche meine Wege auf sie hin auszurichten auf meine Weise.

Doch glauben an den einen Weg und an eine der Lehren die den Weg weisen (wollen) schaffe ich nicht. Mein Geist strebt darüber hinaus. Die Wege scheinen mir alle fehleranfällig und menschengemacht oder zu dogmatisch. Ich kann nicht daran glauben. Nicht an eine Lehre.

Kürzlich sass ich in einem Restaurant und hörte zwei jüngere Christen zusammen reden. Fazit war, dass alle Menschen, die nicht ans Evangelium glauben, ja per se verloren sind. Gott wäre ja schliesslich blöde, auch diese zu noch erretten, die nicht auf dem richtigen Pfad sind. Also müssten so viele Menschen wie möglich bekehrt werden. Wenn Gott die Ungläubigen erretten würde, dann würde ja der Glauben keinen Sinn machen. Eine Allversöhnung für alle gäbe es nicht (Erlösung und Wiedervereinigung mit Gott am Ende der Zeit).

Einiges weitere kam dann noch dazu in der Diskussion, ich weiss es nicht mehr im Detail. Sie waren sich ihrere Sache sehr sicher. Mir hats die Haare zu Berge gestellt. Ich wusste wieder, warum ich mich anders orientiert habe nach meiner Zeit in christlichen Kreisen. Und auch in den esoterischen. Zu eng die Zäune. Zu wild mein Geist.

Diskutieren werde ich nicht, das hab ich aufgegeben... es kostet mich zu viel Kraft und schlussendlich muss ich niemanden überzeugen oder korrigieren. Doch es gibt mir zu denken. Ich weiss, es sind religiöse Extreme, die sich hier zeigen.

Für mich sind es weltferne Lehren, die Grenzen ziehen und Menschen ausschliessen und trennen. Genauso wie es sie auch bei anderen Glaubensformen gibt.

Mir kommt es oft so vor wie eine rationale Managementlehre bei der säuberlich alles in ein Schema gefasst werden kann. Gut und falsch ist messbar und alles kann rationell begründet werden.

Liebe und Versöhnung, wahre Kommunion und Kommunikation mit Gott ist nur für Eingeweihte möglich die dem richtigen Pfad bis zu Ende folgen und die immer der Herde folgen und nicht aufmucken.

Ich habe keine allgemeingültigen Antworten. Sondern einfach einen spirituellen Weg, dem ich persönlich folgen kann. Mit Beten komme ich besser durchs Leben. Türen gehen auf und Herzen. Ich werde sanfter und offener.

In der evangelisch-reformierten Kirche bin ich ein zahlendes Mitglied und ich besuche selten Gottesdienste. Für mich ist das gerade der Umgang, den ich mit der Institution Kirche pflege. Christlich erzogen und bibelfest .. und doch kirchenfern. Weil ich mich dort nicht daheim fühle.

Die Botschaften der Religion mit der ich aufgewachsen bin, trage ich in mir, ich setze mich damit auseinander. Im Aussen zeige ich sie weniger, nicht in religiöser Form. Weil ich meine Überlegungen und Erfahrungen nicht als "rein christlich" erfahre oder anderen überstülpen will. Manchmal ziehe ich Kraft aus einem hinduistischen Mantra und manchmal singe ich einen Choral. Ich fühle mich wohl damit und nicht mehr als Ketzerin.

Gott ist und bleibt für mich unfassbar und unerklärbar. Aber erfahrbar. Ich kann dieser Macht begegenen, mit offenem Herzen, wenn ich mich nach innen wende oder in Kommunikation mit anderen Wesen trete.

Für mich ist Gott allüberall. Jenseits davon, mit meinem Geist erfasst zu werden. Zu stark und zu gross. Doch ich bin ein Teil des Ganzen. Gott erfährt sich selber in der Schöpfung und ist ewig. Und ich glaube an die Allversöhnung: Liebe.

5 Kommentare:

  1. Liebe Anne, starke Worte sind das, die Du hier mit uns teilst. Mir geht es da ähnlich wie Dir. Hab auf meinem Weg vieles kennengelernt, vom Christentum bis zu Lehren wie Advaita Vedanta habe ich mir alles angeschaut und dabei ähnliche Schlüsse gezogen wie Du.

    Wobei ich auch immer wieder merke, dass die Weite im eigenen Geist darüber entscheidet, was der Einzelne mit den Lehren macht. Ob er sie missbraucht oder ob er auf dem eigenen Weg durch die eigene Entwicklung es immer wieder schwafft, durch Weichheit und Offenheit eine versöhnlichere und liebevollere Sichtweise einzunehmen. Man kann das Göttliche nicht in eine Lehre pressen, aber man kann die Lehre mit einer Offenheit betrachten, die es möglich macht, das Göttliche in allem zu erkennen.

    Alles Liebe ♥
    Clara

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke sehr für deine Worte, Clara.. du bringst einen anderen Schwung rein, den ich nicht in Worte fassen konnte.

      Nachdem ich fertig geschrieben hatte sind mir gleich zig Sachen eingefallen die zu ergänzen wären und mein Text erscheint mir auch "weltfremd" auf seine Art *lach*... und doch lasse ich ihn stehen.

      Deine Ansichten bringen einiges davon mit hinein, was ich noch festhalten wolte. Ich bin nicht per se gegen Religionen. Da wo Machtmissbrauch, Moralisieren, Zwänge und Dogmen auftauchen sehe ich aber Gefahr für das Ganzsein eines Menschen.

      Meine Überlegungen und Erfahrungen sind meine und eben subjektiv. Ich glaube durchaus, dass Religion ein Weg ist, für mich selber klappts aber nicht :) Trotzdem fühle ich mich meiner Herkunftsreligion verbunden.

      Lieber Gruss
      Anne

      Löschen
    2. Moin Anne,

      Dein Text ist gut geschrieben und es wird auch deutlich, was Du meinst. Weltfremd ist er kein bisschen sondern sehr offen und klar.

      Man kann einen Text niemals so schreiben, dass er alles abdeckt an Fragen und möglichen Antworten. Dafür gibt es ja die Kommunikation, oder wie man sagt "gut, dass wir drüber gesprochen haben" ;-)

      Sei ♥lich gegrüsst!

      Löschen
  2. Na der hätte der liebe Gott aber viel zu tun, wenn er auch noch sortieren müßte - der hat ja auch noch ein paar andere Universen unter seiner Fuchtel...

    ich seh das Ganze auch etwas all-umfassender...

    Liebe Grüße
    Evelyn

    AntwortenLöschen