Donnerstag, 25. Februar 2021

Mir wichtige Bücher (Gulag und totalitäre Systeme, Naziterror und Kommunismus)

Zwei kürzlich gelesene Bücher hallen noch in mir nach. Von Annelise Fleck lass ich "Workuta überlebt - eine Frau in Stalins Straflager" und von Margarete Buber-Neumann "Als Gefangene bei Stalin und Hitler". Das erste Buch hat mich eigentlich zum Lesen des zweiten geführt, weil mich der Sog des Themas nicht mehr losliess. 

An Details aus dem ersten erinnere ich mich vage, werde es sicher noch mal lesen. Was mir von beiden geblieben ist: die Kraft des Überlebenwollens, Menschlichkeit und menschlich bleiben angesichts von unmenschlichen Zuständen. 

Und beide haben die Lager überlebt. Es gab ein danach für sie. Bei Annelise Fleck wird am Ende des Buches auch klar, dass Schäden zurückgeblieben sind. Körperliche und seelische. 

Bei Margarete Buber Neumann fasziniert mich, wie klar und detailliert sie alles rückblickend schildern konnte. Sie hat das Buch später im Exil in Schweden geschrieben und es liest sich, als würde sie alles live schildern. Die Schrecken der Stalinherrschaft sowie dann den Naziterror im Frauenlager Ravensbrück. 

Zwei Systeme, die gleiche Menschenverachtung. Einmal in Rot und einmal in Braun. Einmal rechter und einmal linker Terror. Buber Neumann musste sich auch nach dem Krieg weiterhin den Anfeindungen der strenggläubigen Kommunisten stellen, die ihre Erfahrungen in Russland unter Stalin anzweifelten. Ihre mahnende Stimme hat sie deswegen nicht verstummen lassen. Sie ist Mahnerin geblieben.

Wie der Kommunismus sich von einer revolutionären sozialen Utopie zu einer menschenvernichtenden Maschine veränderte ... man liest es anhand zweier Lebensberichte aus der Gefangenschaft. Das Streben nach dem "besseren Menschen" bei den Nazis, menschlicher Grössenwahn ...

Die Willkürlichkeit, mit der sich beide Frauen plötzlich als Gefangene eines irrsinnigen Systems wiederfanden, ist erschreckend. Beide Autorinnen beschreiben, wie es auch in diesen grausamen Sklaven-Lagern menschliche Wärme und Fürsorge gab. Wie wichtig die wenige Literatur, die erinnerten Gedichte und die Poesie waren. Kleine Gesten unter Schicksalsgenossinen, tiefe Freundschaften, eine aufgesparte Essensration oder getrocknetes Brot als Geschenk. 

Wie überlebenswichtig der wunderschöne Polarhimmel am Morgen und eine kleine Frühlingsblume im Gras .. unter diesen extremen Zuständen Schönheit zu finden, was für ein Glück. Demgegenüber Verrat unter Mitgefangenen, schwere Arbeit, nagender Hunger und nackter Kampf ums Überleben und stete Ungewissheit über das eigene weitere Schicksal. 

Ich empfehle beide Bücher zur Lektüre. Harte Kost. Aber wichtig. Gegen das Vergessen, für eine lebendige Demokratie.

Annelise Fleck
Workuta überlebt - eine Frau in Stalins Straflager
Bechtermünz

Margarete Buber-Neumann
Als Gefangene bei Stalin und Hitler
dtv dokumente

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