Sehnsucht ist nur eine schlechte Angewohnheit. Es ist doch so, dass man Dinge bedauert/betrauert, die nicht so sind, wie man es gerne hätte. Damit beschäftigt man sich. Die Wunde darf nicht heilen. Man betrauert Momente, die mal waren und nun vorbei sind. Oder dass die Dinge anders gekommen sind, als man es sich gewünscht hat. Bedauert Freundschaften, die vorbei sind. Oder man erwartet etwas von jemandem, dass dieser jemand (jetzt oder generell) nicht im Stande ist zu geben.
Darüber vergisst man, dass dies kein Zustand ist -- sondern, ab einem bestimmten Punkt, eine hausgemachte Misere. Weil die Sehnsucht sich ab da im Innern epidemiemässig ausbreiten kann. Wehmut ist eine süsse Sucht.
Man vergisst/übersieht nun Menschen, die einen mögen, übersieht Gesten der Zuwendung, wenn sie von anderen oder (noch) Fremden kommen. Man vergisst das Gute. Das was jetzt gerade gut ist. Man kann es nicht zulassen, weil das Schiff nach Nirgendwo schon lange weg ist, während man noch am Ufer steht und dem leeren Horizont nachwinkt. In einer seltsamen Hoffnung auf Wunder.
Und man verpasst das, wozu man als Erwachsene/r jetzt selber im Stande ist. Das was man sich selber geben kann. Selbstfürsorge ist wichtig. Vor lauter Wehmut hat man das aber komplett vergessen und verlernt, verdrängt. Die Sehnsucht ist vertraut und ist ein warmer aber schwerer Mantel, den man eben aus Gewohnheit trägt.
Ich möchte diesem Bedauern immer weniger Raum geben. Ich habe jetzt lange genug am Ufer gewinkt! Es ist gut. Es frisst nur Kraft und macht traurig. Ich will mehr in dem leben, was wirklich da ist. An Gutem. An Sinnreichem. Ich will auch das mehr wertschätzen, was bei mir vorhanden ist. Es gibt einiges, worauf ich aufbauen kann. Mut zum Neuen, einmal mehr.
In diese Richtung zu gehen, fühlt sich kraftvoll an.
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