Dienstag, 2. November 2021

Aller Seelen ...

Etwas düster in der Stimmung und Verfassung, und die Jahreszeit ist halt auch so. Andererseits mag ich ja gerade diese Zentrierung, die diese Zeit des Jahres mit sich bringt. Innerlichkeit und Konzentration, Rückzug aufs Wesentliche. Das Abgründige und Schwere, Erdige schwingt halt auch mit. Unter Menschen zu sein, strengt gerade besonders an. Vielleicht ist die irdische Schwere da für die nötige Bodenhaftung bei aller Innenschau? Ja, so mag es sein.

Die Selbstzweifel sind hochaktiv, wenn ich bei der Arbeit bin. Nun arbeite ich im Innenbereich der Gartenabteilung und kenne mich da schlecht aus. Das stresst. Die Kunden erwarten Auskünfte zu Rasenmähern und Laubbläsern und Co, die ich nicht geben kann. Trotzdem verstecke ich mich nicht vor ihnen ;) Ich stelle mich dem Ganzen, und muss halt auch viel meine Kolleginnen fragen, die auch unter Druck sind, wegen Personalmangel. Das fühlt sich nicht gut an und macht mich nervös. Als finanzielles Zubrot wasche ich Zuhause Betriebswäsche, was für mich stimmig ist und was ich nebenher machen kann, Bügeln muss ich nicht, das wäre nix für mich.

Der Todestag meines Bruders jährte sich zum 14. Mal am 23. Oktober. Omas Todestag fast zum gleichen Zeitpunkt, einfach 2 Jahre vor seinem. Wir (Bruder mit Tochter, Mutter und ich) trafen uns letztes Wochenende mit vier von seinen alten Kumpels, die ihm immer noch die Treue halten. 

Ich dankte einmal im gemeinsamen Gruppenchat dem Organisator des jährlichen Treffens für die Treue und es kam diese Antwort: "Ich glaube ich rede für alle, wenn ich sage, dass er ein Teil unseres Lebens ist und dies auch bleibt."

Das Treffen berührte mich tief, einmal mehr. Schade ist, dass dies ihn nicht im Leben halten konnte, so gute Freunde zu haben! 6 tolle und wahrhafte Freunde und es reichte nicht. Natürlich ist da auch immer noch Trauer, und manchmal bin ich in meinen Träumen auch die grosse Schwester, die mit dem kleinen Bruder schimpft, wegen dem Mist, den er verbockt hat. Ja, Trauer ist da und ein "schade". Vor allem weil mein Vater ja im Dezember 2018 auch noch gestorben ist. Ich ehre das Andenken der beiden. Und ich lebe mein eigenes Leben so gut und wahrhaft wie ich es vermag!

Meine eigenen Tiefen: Ich halte dagegen mit Gebet, Yoga, Gesprächen und dem, was ich sonst zustande bringe. Ich weiss, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dass dieser leicht ist, kann ich nicht sagen. Doch er ist lohnend, es ist meiner und ich werde begleitet, von Menschen und anderen Wesen. Auch einem Wesen mit vier Pfoten und weichem Fell ... unserem Kater, der die Weisheit und Sensibilität hat, mich zu erreichen.

Menschen gelangen mit gestalterischen Anliegen in letzter Zeit an mich, ich konnte einer Lernenden mit den Adobe Programmen helfen und ich spüre, dass ich da wieder Substanz am Knochen habe in der Gestaltung und Kunst --- und aus dem Vollen schöpfen kann. Die berufliche Pause war jetzt lang genug, der Hunger ist wieder da! 

Heute lege ich einen Gestaltungstag ein, da ich frei hab. Einen Blumentopf hab ich aufgehübscht und ein weiterer wartet noch drauf. Nebenher läuft die Betriebswäsche in der Maschine. Das kreative Tagebuch, wo ich reinmale und reinschreibe, liegt neben mir. Ich ringe mir ab und zu eine Seite ab. Und freue mich dann, wenn ich wieder durch das Buch blättere, es lohnt sich.

Zudem hab ich mal wieder Hand angelegt und mir selber einen 5mm Haarschnitt verpasst, es musste mal wieder sein. Danach auch immer der Griff zum Kajal um meine Augen zu betonen... den brauchts. So fühle ich mich als mich selbst. Bei aller Radikalität. Weich und hart zugleich, unvergleichlich mich selbst ... beständig in meiner Wandlungsfähigkeit.

2 Kommentare:

  1. Liebe Anne,

    Du klingst trotz allem besser als in den letzten Monaten. Ja, Du bist auf dem richtigen Weg. Das liest man heraus. Der Herbst ist nass und kalt und die Abende wieder länger - da stehe ich auch ein wenig neben mir. Wie es halt ist, die dunkle Jahreszeit bringt uns wieder an jene Stellen, die wir lieber vergessen würden.

    Lass es Dir gut gehen!

    Liebe Grüsse
    Clara

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  2. Liebe Clara, ja, ich fühle mich auch besser als die letzten Monate. Die Zuversicht ist da, auch wenn mir manchmal der Weg unklar erscheint. Jetzt bin ich auch wohlbehalten in der dunklen Jahreshälfte angekommen. August bis und mit Oktober finde ich oft am herausforderndsten. Das mit den Stellen, die man gerne vergessen würde: Oh ja! Das ist sehr gut umschrieben...

    Lass es dir auch gut gehen! Alles Liebe,
    Anne

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