Ich hatte eigentlich schon mal einen Text dazu geschrieben, diesen dann wieder gelöscht. Meine queere Identität endlich zu leben, das heisst auch, da erst mal reinzuwachsen! Dazu gehört Mut. Und Selbstwert. Muss ich jetzt damit hausieren gehen? Was will ich preisgeben? Wo gehöre ich denn dazu?
Viel Mut hat mir der Text von Else Buschheuer gemacht: Wir gendern uns dazu. Da ist der eigene Weg eines Menschen drin, da ist Provokation drin, aber auch die Lebenslust und Buntheit der Community, die Frechheit, die mir so gut tut.
Mir das eigene Leben ganz anzueignen, was für ein Aufatmen! Ich fang erst an. Mit Anfang 40 ... Und ich fange bei mir selber an: Wer bin ich?! Und es macht mir Mut.
Weil sich gesellschaftlich vieles verändert. Weil es mich betrifft. Ich gehöre zu denen "Dazwischen". Das hab ich schon immer. Und dazu zu stehen, heisst auch, auf Umwegen endlich Heimzukommen.
Manche mögen schon ermüdet sein von der medialen Auseinandersetzung wegen dem ungehörigen Gendersternchen, ich bins nicht. Also die Diskussionen finde ich auch ermüdend. Die Gewalt und Unruhe, die diese Themen wecken, stressen mich. Doch das gehört wohl dazu wenn sich vieles verändert.
Diskutieren ob und wie sich gendergerecht Schreiben und Leben lässt, da fühle ich mich überfordert. Empört zu sein gehört genauso zum Zeitgeist wie die ganzen nötigen gesellschaftlichen Umbrüche und das finde ich schwierig und einfach nur anstrengend!
Die queere Community macht da munter selber mit. Grabenkämpfe. Vielleicht ist der Hang zum Schubladen- und Clandenken einfach eine menschliche Schwäche?! Du gehörst zu uns -- du nicht? Und dann bist du eine Randgruppe, ausserhalb einer Randgruppe etc.
Die Last der Ideologien tue ich mir nicht an. Sei wer du bist. Leben und Leben lassen. Punkt.
Die ständig neuen Prideflaggen sind mir immer wieder ein Rätsel, die verschiedenen Zuordnungen und neuen Schubladen finde ich schwierig.
Trotzdem hängen an unserem Haus zwei Regenbogen-Fahnen. Eine mit nur Regenbogen und eine mit Ja zur Ehe für alle. Mitten im konservativen Dorf. Nein zur Ehe für alle, das hat die Mehrheit hier abgestimmt.
So lange (das war vor der Abstimmung) gesagt wird:
Was wollt ihr denn noch, ihr habt doch schon alle Rechte?
So lange gebe ich keine Ruhe.
Representation matters ... still!
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