"Sie wissen doch, dass es psychisch ist, warum gehen Sie trotzdem noch zu den somatischen Ärzten?"
Das fragte mich meine Psychiaterin vor ein paar Jahren. (Ich muss dazu sagen, ich verdanke ihr sehr viel, sie ist äusserst fähig, aber an diesem Punkt war ich nicht mit ihr einig und an einigen anderen auch nicht).
In einer akuten Krise mit starker körperlicher Schwäche war ich damals in eine Hausarztpraxis gegangen, statt mich gleich bei ihr zu melden. Ich fühlte mich (psycho)therapiemüde und diese Frage machte mich daher etwas ratlos und beschämte mich.
Ich sagte dann zur Psychiaterin dann irgendetwas in der Art von dass es mir
eben gut tue, wenn sich auch körperlich um mich gekümmert würde.
(Uhhhps, Hypochonderfalle .. das war blöd, doch es war das, was ich eben auf die Schnelle als
Begründung zusammenbrachte, weil ich mich rgendwie dumm und ertappt fühlte).
Die körperlichen Beschwerden spürte ich ja ganz genau! Es war, als könne
ich nicht mehr genügend Atmen, als würde mein Körper nie genug
Sauerstoff bekommen. Die Eiseninfusion in der Hausarztpraxis hat mir
dann auch etwas geholfen. Das war ein erstes grosses Ahaerlebnis. Ab da
liess mich das nicht mehr richtig los, dass es auch anders besser werden
kann.
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Heute würde ich ihr antworten: Wenn man von Psychosomatik und von
psychosomatischen Beschwerden redet, also von der Zusammengehörigkeit
von Körper UND Seele, dann gehört eben beides auch zusammen, oder? Dann
darf doch auch der Körper angeschaut und behandelt werden?
Warum wird in der Medizin der Mensch in Fachgebiete
aufgespalten, als wäre er eine Maschine, deren Teile man separat reparieren und dann wieder zusammensetzen kann? Oder gar eine Maschine, deren Teile keinen direkten Zusammenhang haben? Das wundert mich einfach. Wissenschaftlich ist das nicht zu begründen, nur ideologisch.
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Heute weiss ich, dass ich zu dem Zeitpunkt einfach erschöpft war vom jahrelangen Kämpfen, meinen Weg in die Gesellschaft zu finden, dass eben auch mein Körper ausgelaugt war. Vorher wurde zB mein (niedriger) Eisenwert nie richtig ernst genommen oder behandelt. Das war eben "psychisch bedingt" dass ich mich oft so schwach fühlte.
Kurz darauf liess ich dann auch diese Hausarztpraxis hinter mir. Weitere Eiseninfusionen wollten sie mir dort nicht mehr geben (nach 2x), stattdessen bekam ich diese Eisentabletten, von denen mir übel wurde. Ich machte mich auf die Suche nach jemandem, der sich mit dem Eisen auskennt. Und fand eine Stressmedizinerin, die mir helfen konnte.
(Fortsetzung hier)
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