Bislang hab ich es vermieden, einen Corona-Post zu schreiben. Es ist mir einfach zu komplex und ich hab "nur" eigene subjektive Ansichten. Aber ich mach mir Gedanken und die möchte ich doch mal festhalten. Weil ich wenig geistigen Austausch (mit mehreren Menschen) in meinem Alltag habe, mache ich es nun in meinem Blog.
Es sind verschiedene Gedanken, die mir durch den Kopf gehen. Lösung hab ich keine. Ausser: selber Denken, selber Handeln, Selbstverantwortlichkeit und Solidarität (wobei dies ganz verschieden aussehen kann).
Die Stimmungen und Tendenzen sind teilweise extrem, wenn es ums Thema Corona geht. Auch in meiner Familie gehen die Meinungen auseinander. Ich mache bei dieser Spalterei nicht mit und verweigere mich den Extremen. Eine Impfung ziehe ich in Betracht, warte aber noch eine Weile, möchte mich erst noch besser informieren. Zudem hab ich am neuen Ort noch keine Arztperson.
Staatliche Corona-Massnahmen: An eine Verschwörung aka Diktatur glaub ich nicht, an Dummheit und die Wirkung von Propaganda und Angstmache aber schon. Und eine Hilflosigkeit erkenn ich auch, angesichts der Lage probiert man halt Wege zu finden. Ich bin froh, dass nicht ich die Massnahmenpakete schnüren muss.
Dass es für uns neue Herausforderungen gibt: Ja.
Dass es eine Ausnahmesituation ist: Ja.
Doch Pandemien gabs auch immer schon.
Und mit den Pandemien musste auch immer ein Sündenbock her, das ist klassisch. Häufig genug waren es in unseren Breitengraden die Juden: Volksverhetzung ist mit Corona nun auch wieder im Trend und das Vertiefen der schon vorhandenen Gräben leider in vielen Lagern verbreitet. Jemand muss Schuld tragen. Nationale und rassistische Denke gewinnt an Fahrt.
Ich finde es arg, wie es durch die Massnahmen wirtschaftlich einen Kahlschlag gibt, vorallem bei den kleinen Geschäften. Mir scheint es auch nicht fair, dass online (bei den Grossen) eigentlich alles erhältlich ist und Ladengeschäfte dermassen eingeschränkt wirtschaften müssen. Ausser sie sind findig und kreativ und erschliessen sich neue Wege. Mir geht es nicht in den Kopf, dass die Wirtschaft sonst wie wild hofiert und lobbyiert wird und nun gibt es diese krassen Einschränkungen und wenig Antworten.
Wir haben allgemein die Distanzen verkürzt und die lokale Wirtschaft vernachlässigt. Waren und Menschen reisen um den ganzen Globus, wir können die Globalisierung nicht mehr rückgängig machen! Auch die Krankheiten werden schneller ... Dass die menschlichen Grundrechte erst gelten sollen, sobald jemand geimpft ist, geht mir persönlich gegen den Strich. Wir können uns alle impfen lassen. Klar, und was machen wir beim nächsten Virus? Wieder Impfmarathon und wieder Lockdown?
Verletzliche Personen sind zusammengefasst an einem einzelnen Ort; in Heimen. Diesen Gedanken habe ich bei Luisa Francia gelesen und es stimmt. Dass hier der Tod um sich greift, liegt nahe. Vielleicht sind wir damit einfach auf dem Holzweg?
Ich erlebe einige Menschen im Rentenalter, die nun vereinsamen, da jegliche Aktivitäten eingeschränkt sind oder sie sich nicht mehr trauen, unterwegs zu sein.
Die Vereinzelung von Menschen wird nun als der Weg gesehen, wie wir solche Krankheiten in den Griff kriegen.
Und wie lösen wir ganz allgemein die Themen Alter und Krankheit, Handicaps? Wir fassen Betroffene zusammen, weil wir die Aufgabe der Betreuung und Pflege nicht in unseren Alltag integrieren können. Teilhabe an der normalen Gesellschaft gilt nicht für alle. Das ist ein Fakt. Und verwaltete Menschen sind einfacher zu händeln.
Vereinzelung durch die Massnahmen. Gerade bei kleinen Kindern und Schülern: Wo soll das hinführen? Wenn der Austausch mit anderen fehlt, kann das Immunsystem auch nichts lernen und "updaten". Und es gibt wirklich Familien, die ihre Kinder wegen Corona einsperren und ihnen den Kontakt zu anderen Kindern verbieten. Oder dass es keinen Ausweg aus der häuslichen Gewalt mehr gibt. Doch. Das sind die Extreme.
Meine Freundin erzählte mir, dass sie zu Beginn der Pandemie Radionachrichten hörte. Im ersten Beitrag ging es um die Überalterung der Gesellschaft. Im zweiten Beitrag gings um den Ausbruch des neuen Corona-Virus, der vorallem für ältere Menschen sehr gefährlich ist. Sie fand diese Reihung der Beiträge surreal. Muss man es "beschreien", dass wir eine Lösung des Themas Überalterung brauchen? Klar, das ist magisches Denken. Aber die Welt der Vorstellung, der Energien, des Denkens und Rufens .. die existiert für mich. Da bin ich unwissenschaftlich.
Wir kommen nicht drum rum, das Leben hat einen tödlichen Ausgang. Der Tod und Krankheiten können einem immer ereilen oder auch die Angehörigen. Und es ist gut, wenn man sich in gesunden Zeiten schon damit auseinandersetzt. Sich über die "letzten Dinge" mit den eigenen Liebsten zu unterhalten, sollte kein Tabu sein.
Dass die Medizin mit ihren Denk- und Handlungsmustern an Grenzen stösst, scheint mir schon lange eine Tatsache. Auch ethische Grenzen. Aber das hat auch mit unserem Verständnis von Medizin zu tun. Der Arzt machts, weiss es. Gesundheit auf Garantieschein, ans medizinische Personal delegiert und an Experten. Es hat nichts mit mir zu tun.
Wie weit darf ich denn selber über meinen Körper und die "Massnahmen" bestimmen? Wie ich jetzt innert Kürze zweifach von anderen erfahren habe, können dann Ärzte zu fünft am Bett stehen und eine Unterschrift unter einer Verzichtserklärung insistieren. Es betraf nicht Corona (einmal Krebsverdacht, einmal Riskoschwangerschaft), doch in diese Richtung sind wir unterwegs. Wird Eigenverantwortung eines informierten Patienten geschätzt oder ist sie nur ein Störfaktor im System?
So habe ich vernommen, dass in Spanien Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, in Listen erfasst werden. Das wäre dann schon in erster Schritt in Richtung Diktatur. Ich glaube nicht, dass die Lösung daraus besteht, Andersdenkende in Listen zu erfassen.
Menschen die Zwischentöne kennen, lese ich gerne. Ansonsten verweigere ich den Medienkonsum grosszügig, da ich den Füllfunk nicht mehr ertrage und die reisserischen Schlagzeilen. Zu meinem eigenen Besten, bleibe ich da weg.
In Luisa Francias Internet-Tagebuch lese ich gerne. Ebenso die Sonntagskolumne von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung, diese habe ich als Newsletter abonniert. Hier der für mich hilfreiche Artikel: Muss man sich die Grundrechte durch Impfen verdienen? Er hat dem verbreiteten Wunsch: "Bleiben Sie gesund!" den Wunsch "Bleiben Sie demokratisch!" hinzugefügt. Und darum gehts doch:
Wie gehen wir als Gesellschaft gemeinsam weiter ohne in eine totalitäre oder komplett individualistische Welt abzurutschen?
Liebe Anne, ich glaube, man darf sich nicht verrückt machen lassen. Es gibt ja genügend Verschwörungstheorien und wenn man die gespenstische Atmosphäre in so manchen Städten mitbekommt, dann kann man auch irgendwelche Endzeit-Gefühle bekommen. Ich persönlich halte mich davon fern und versuche es weiter positiv zu sehen. Da es inzwischen schon eine Impfung gibt, bin ich guter Dinge. Ich glaube, wir alle sind auf einem guten Weg, auch wenn die Massnahmen oft und von vielen als unnötig bis hin zu Demokratie gefährend gesehen werden. Immerhin ist ein Ende in Sicht, wenn die Impfung wirkt. Ich selber werde mich impfen lassen, da geht für mich gar kein Weg dran vorbei.
AntwortenLöschenLiess weiterhin, was Dir gut tut und halte Dich fit in Kopf und Seele. Dann überstehst Du auch die restliche Zeit dieser Pandemie. Da bin ich mir sicher.
Sei lieb gegrüsst,
Clara
Liebe Clara, danke für deine Inputs! Ja, man darf sich nicht verrückt machen lassen, das ist glaube ich die Hauptsache. Manchmal drehts ganz schön in meinem Kopf. Eine Impfung ziehe ich auch in Betracht. Trotzdem stehe ich dem Medizin-Zirkus immer auch skeptisch entgegen. Das bring ich nicht weg. Einen eigenen Weg mit der Situation zu finden ist für mich wichtig.Demokratiegefährdend sind wohl eher die Stimmungen und Trittbrettfahrer, die die Krise für ihre Zwecke nutzen, und nicht die Massnahmen an sich.
LöschenGanz liebe Grüsse und dir auch alles Gute in der restlichen Pandemie-Zeit
Anne