Freitag, 31. März 2023

Mir selber nahesein

 ... aus dem Schutzpanzer zu kriechen, den ich mir jahrelang angepasst habe, und dem ich mich dann angepasst habe, stellt sich als langwierig und stellenweise schwierig und schwer heraus. Ich könnte mich weiter vor dem Leben verstecken. Doch der Panzer bröckelt, engt mich ein. 

Sogar mich selbst, wage ich zu umarmen, ich pirsche ich mich an mich selbst heran, mache mir Komplimente. Bewundere im Spiegel die Muskeln, die ich durch die körperliche Arbeit angesetzt habe. Meine Lebensgefährtin grinst, wenn sie mich dabei erwischt. Und dabei Kokettiere ich mit ihr: Gefalle ich dir denn? Manchmal fühle ich mich wie ein Teenager und manchmal als die Frau von Mitte Vierzig, die ich laut Zahlen bin. Und ich will einfach Mensch sein, ausserhalb von Schubladen. Ich werde geliebt. Ich werde gebraucht. Und ich wage zu lieben und ich brauche andere auch. Besonders sie.

Ich komme dem Fühlen wieder näher. Nachdem ich jetzt länger im persönlichen gefühlsmässigen Lockdown verbracht habe. Ich bin einer Abwärtsspirale bis auf den Bodensatz gefolgt. Ich ertrage die Enge meiner Abwehrmechanismen nicht mehr und verzweifle dann doch wieder am Gefühl des Ausgeliefertseins wenn ich mich aus dem Kokon gewunden habe. Wenn sich viele Gefühle bewegen, ist das gut und doch auch "gefährlich" nach alter Wahrnehmung. Es braucht Geduld. Von mir und von den mich umgebenden Menschen. 

Bewegung ist da. Therapien sind auch nicht alles. Wozu noch? Es ist ja alles da! Ich wage mein Leben. Für jemanden, der gerne und viel denkt und sich Systeme zu eigen macht, kann der Schuss in der Therapie auch nach hinten losgehen. Ich weiss inzwischen zu viel. Ich kann alles im Kopf lösen. Vermeintlich. Mich für unerwünschte Gefühle und Empfindungen zu bestrafen, das kann ich auch. Das hat keine Therapie mir nehmen können. Ich habe es perfektioniert, über Gefühle nachzudenken, statt sie zuzulassen.  

Wohltuender sind Körperbehandlungen, ein Spaziergang, ein gutes Gespräch. Druck loslassen geht im Schreiben und im Reden. 

Der Lebensschmerz wird weniger, indem ich mich an jedem neuen Tag den Herausforderungen stelle. Ich habe einen Platz auf dieser Welt und Menschen, die mir nahe sein wollen. Dem Leben kann ich mich nur mit Leben stellen, wie ich merke. Ich wage es.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen